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Französische Präsidentschaftswahlen: Fünf Trends und ein Ausblick

Ein Blogbeitrag von Josef Lentsch

Fünf Trends…

  • Die Altparteien am Abdanken

Wie bereits bei der österreichischen Präsidentschaftswahl zeigt sich ein Muster: das alte Parteiensystem ist am Abdanken. Die Kandidaten der ehemaligen staatstragenden Konservativen und Sozialisten schafften es auch in Frankreich nicht einmal in die zweite Runde. Insbesondere den Sozialisten muss das Wahlergebnis einmal mehr zu denken geben.

  • Die Menschen wollen, und wählen, neue und konstruktive Bewegungen

Wie bereits NEOS 2013 in Österreich oder Nowoczesna 2015 in Polen schaffte mit En Marche eine neue Bewegung aus dem Stand einen Erfolg, der ihr von vielen nicht zugetraut wurde. Damit wächst der Kreis der erfolgreichen politischen startups, die das politische Zentrum Europas neu erfinden.

  • Gewinnerin Europa

Wie schon in den Niederlanden zeigt sich: mit Europa sind Wahlen zu gewinnen. Macron war der eindeutig pro-europäischste Kandidat. Europa zählt damit auch zu den Gewinnern dieser Wahl. Langsam lässt sich da von einer echten Trendwende sprechen.

 

  • Rechtspopulismus nicht erfolgreich, aber nicht geschlagen

Marine Le Pen wurde noch deutlicher als Norbert Hofer in der zweiten Runde geschlagen. Aber selbst wenn der „cordon sanitaire“ auch diesmal gehalten hat: ihr Ergebnis ist deutlich besser als das ihres Vaters Jean-Marie, und mit Marion Maréchal-Le Pen, ihrer Nichte, scharrt schon die nächste Generation in den politischen Startlöchern. Wie schon in Österreich und den Niederlanden ist der Rechtspopulismus auch bei dieser Wahl nicht erfolgreich, aber noch lange nicht geschlagen.

  • Datenbasiertes Mobilisieren wird state-of-the-art

Auch wenn Macron alleine auf der Bühne stand: Erfolgsentscheidend war, dass hinter ihm in Windeseile eine hochprofessionelle Maschine gebaut wurde. Kein Wunder: die masterminds von http://www.liegeymullerpons.fr/ haben ihr Handwerk bei Obama 2008 gelernt, und darauf aufbauend François Hollande 2012 mit einer damals revolutionären Tür-zu-Tür Kampagne mit zum Sieg verholfen. Das der Kampagne zugrundeliegende datenbasierte Mobilisieren von Aktivist_innen und Ansprechen von Wähler_innen wird auch in Europa zusehends state-of-the-art.

…und ein Ausblick:

  • Nach der Wahl ist vor den Wahlen

Macron muss nun En Marche innerhalb von wenigen Wochen von der One-Man-Show zu einer echten breiten Bewegung ausbauen. Sollte er siegreich sein, wird sein erster echter Test die französische Parlamentswahl im Juni sein. Ohne die Unterstützung des Parlaments droht Macron als Präsident auf die Rolle eines Oppositionsführers reduziert zu werden. Wenn er auf der sich jetzt aufbauenden Hype-Welle surfen kann, ist vieles möglich.

(Dieser Blog ist ein update der Version anlässlich des Ergebnisses der ersten Runde.)

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