Das sind also die schlechten Nachrichten. Wo sind die guten? Einerseits ist da die Europäische Kommission, die verstanden hat, wie ernst die Lage ist. Mit dem Europäischen Wettbewerbskompass hat sie einen klaren Gesamtplan vorgelegt, wie die EU innovativer werden, eine nachhaltige Energieversorgung gewährleisten und seine Sicherheit drastisch erhöhen kann. Mit dem Clean Industrial Deal, der strategischen Initiative 2030 (vormals ReArm Europe), dem Aktionsplan für erschwingliche Energie und dem EU-Industrieplan für die Automobilindustrie sowie der Omnibus-Initiative „Bürokratiebremse“ hat die Kommission bereits sehr viel an wichtiger Vorarbeit geleistet, um von allgemeinen Strategien zur konkreten Umsetzung zu gelangen.
Während manche Vorschläge der Kommission im Detail durchaus zu kritisieren sind, kann auch Österreich nötige Reformen selbst umzusetzen. Das betrifft etwa die Energiekosten, die durch mehr Wettbewerb zwischen den – oft teilstaatlichen – Anbietern oder Reformen bei den Netzentgelten sinken können. Österreich kann sich langfristig durch moderne Netze, selbst produzierte Wind- und Wasserkraft, aber auch mit Wasserstoffinfrastruktur neu aufstellen. Die Lohnstückkosten könnten kurz- bis mittelfristig durch eine Senkung der Lohnnebenkosten reduziert werden. Dadurch würden Unternehmen mehr Spielraum bekommen, und Arbeitnehmer:innen könnten weiterhin ihre Kaufkraft erhalten.
Österreichs Industriestandort ist jedenfalls ein kritischer Faktor für den Wohlstand. Das gilt nicht nur wegen der direkten Wertschöpfung und Beschäftigung, die der Sektor erwirtschaftet, sondern vor allem, weil an einer leistungsfähigen Industrie langfristig auch ein starker Dienstleistungssektor hängt.
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