Zum Inhalt springen
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.

Können wir eine freie Gesellschaft mithilfe von Big Data und Künstlicher Intelligenz regieren?

Ein Gast-Blogbeitrag von Basanta E.P. Thapa

Big Data und Künstliche Intelligenz helfen uns, den Weg durch unsere Städte zu finden, die schnellste Zugverbindung herauszusuchen und versorgen uns mit Musik, Filmen und Kleidung, die uns gefallen. Grundlage hierfür sind Vorhersagemodelle, die sich aus der dichten Datendecke von digitaler Kommunikation, elektronisch gestützten Geschäftsprozessen und vernetzten Sensoren speisen.

In Politik und Verwaltung könnten diese Datentechnologien helfen, gesellschaftliche Trends frühzeitig zu erkennen, die Ursachen sozialer Probleme zu identifizieren, die Auswirkungen staatlicher Maßnahmen zu simulieren und Verwaltungsentscheidungen zu automatisieren. Allerdings wird schon der Einsatz in der Wirtschaft mit Vorwürfen der Überwachung und Diskriminierung kontrovers diskutiert – umso bedachter ist daher vorzugehen, wenn es um die Verbindung mit staatlichem Zwang geht. Je mächtiger die Beobachtungs- und Interventionswerkzeuge des Staates werden, desto drängender wird die Frage, wo hier Grenzen zu ziehen sind, um die Freiheit der Bürger_innen zu erhalten.

Diese Frage ergründet das NEOS Lab im Herbst 2019 mit einer Studie zum datengesteuerten Regieren, gefördert vom European Liberal Forum, der Parteistiftung der liberalen Parteienfamilie im Europäischen Parlament. Die Studie geht dabei über die vieldiskutierten Datenschutzfragen hinaus in die Breite:

  • Macht es einen Unterschied, wenn Bürger_innen algorithmische Entscheidungswege nicht nachvollziehen können? Der Einsatz lernender Algorithmen auf Grundlage neuronale Netze führt schnell zu sogenannten Black Boxes.
     
  • Wie verändern Datenanalysen die politische Auseinandersetzung? Politische Einflussmöglichkeiten verschieben sich, wenn komplexe Datenanalysen zum stechenden politischen Argument werden.
     
  • Sind staatliche Interventionen aufgrund von Wahrscheinlichkeiten in Vorhersagemodellen mit einem freiheitlichen Menschenbild vereinbar? Die Behandlung nach dem Muster „Bürger_innen mit ähnlichen Eigenschaften haben in der Vergangenheit folgende Verhaltensweisen an den Tag gelegt“ negieren potenziell die individuelle Willensfreiheit.
     
  • Sind die Möglichkeiten zum „perfekten Gesetzesvollzug“ zu begrüßen oder zu beschränken? Eine umfassende Datendecke ermöglich die automatische Ahndung jedes einzelnen beobachtbaren Rechtsverstoßes.

Zusätzlich stellt die Studie derzeit häufig vorgeschlagene Regulierungsmaßnahmen für die datengesteuerte Verwaltung vor, beispielsweise die Erklärbarkeit von Algorithmen, unabhängige Algorithmen-Prüfstellen, Rechtsmittel gegen algorithmische Verwaltungsentscheidungen sowie die Beschränkung auf bestimmte Einsatzgebiete.

Der Autor  Basanta  E. P. Thapa  forscht als Sozialwissenschaftler am deutschen Kompetenzzentrum zu "Öffentlicher IT" und am Graduiertenkolleg „Wicked Problems, Contested Administrations“ der Universität Potsdam zur "Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung".

Vielleicht interessieren dich auch diese Artikel

Blog Header diverse-1600x899
22.07.2024Silvia Nadjivan2 Minuten

Spannende Wiederwahl, große Herausforderungen

Für ihre Wiederwahl als Kommissionspräsidentin musste Ursula von der Leyen viele Zugeständnisse machen. Die Herausforderungen ihrer zweiten Amtszeit sind groß. In ihrer Rede betonte sie die Wichtigkeit einer stärkeren europäischen Einheit.

Mehr dazu
iStock-1317763854-6720x3778
15.07.2024Lukas Sustala3 Minuten

Russland liefert weiter Gas – und Österreich liefert sich aus

Eine neue „Gasunabhängigkeitskommission“ soll Einsicht in die OMV-Verträge mit der Gazprom nehmen. Endlich. Aber sie kann eine seriöse Energiepolitik nicht ersetzen.

Mehr dazu
7lYTh1@wP-4000x2249
14.07.2024Silvia Nadjivan4 Minuten

Sommerpause für unsere Sicherheit?

Der Nationalrat hat sich in die Sommerpause verabschiedet – ohne eine längst überfällige neue Sicherheitsstrategie für Österreich zu beschließen. Das ist fatal, denn der Krieg in Europa macht keine Pause.

Mehr dazu

Melde dich für unseren Newsletter an!