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5 Wege zu günstigeren Energiepreisen

Ohne leistbare Energie verliert Österreichs Industrie an Boden. Günstigere Preise sichern hingegen Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit – und brauchen Strukturreformen: mehr Wettbewerb unter den Anbietern, einen reformierten Netzausbau, und auch Spielräume für steuerliche Entlastung. 

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Hohe Energiepreise sind längst nicht mehr nur ein Problem für jeden und jede, der eine Gasheizung besitzt. Sie gefährden die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs – vor allem in Oberösterreich, wo die Produktion von Stahl, chemischen Erzeugnissen oder der Maschinenbau auf günstige Energie angewiesen sind.

Während Strom und Gas in der EU zwei- bis dreimal so teuer sind wie in den USA, kämpfen viele Betriebe mit steigenden Lohnkosten und sinkenden Margen. Laut einer vom NEOS Lab beauftragten EcoAustria-Studie könnte eine moderate Senkung der Energiepreise in Oberösterreich das Bruttoregionalprodukt um bis zu 0,5 Prozent steigern – das entspricht rund 420 Millionen Euro mehr Wirtschaftsleistung und bis zu 2.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Günstige Energie ist also doppelt wirksam: Sie stärkt die Industrie und senkt die Inflation.

Hohe Kosten, schwacher Wettbewerb, überlastete Netze 

Die Studie zeigt deutlich, wo die zentralen Bremsklötze für leistbare Energie liegen. Erstens sind die Energiekosten in Österreich im internationalen Vergleich hoch – nicht nur wegen teurer Gasimporte, sondern auch wegen vergleichsweise hoher Abgaben und Netzentgelte. 

Zweitens fehlt es an echtem Wettbewerb: In vielen Netzgebieten dominieren wenige Versorger mit Marktanteilen von über 80 Prozent, während kaum ein Haushalt oder Betrieb den Anbieter wechselt. 

Drittens geraten die Netze zunehmend an ihre Grenzen. Der rasche Ausbau von Photovoltaik und Elektromobilität trifft auf eine Infrastruktur, die zu langsam modernisiert wird und zwischen mehr als 130 Netzgesellschaften auch zersplittert ist. Die Folge: steigende Netzkosten, Engpässe und immer größere Unterschiede zwischen Regionen. 

Ohne mehr Markt und effizienteren Netzausbau drohen dauerhaft hohe Energiepreise – mit Folgen für Haushalte, Betriebe und den Standort insgesamt. Gerade auch für 2025 gilt: Wegen des Endes der unleistbar teuer gewordenen Subventionen für die Energiepreise bleibt Energie ein wichtiger Inflationstreiber.

Warum günstige Energie doppelt wirkt 

EcoAustria hat nun im Auftrag des NEOS Lab simuliert, wie wichtig sinkende Energiepreise für den Standort wären. Dafür wurden vier Szenarien gerechnet, mit einem Fokus auf das Industriebundesland Oberösterreich: eine Reduktion der Strompreise um 4 Cent/kWh und der Gaspreise um 2 Cent/kWh – jeweils für Unternehmen und Haushalte.

Die Ergebnisse zeigen klar positive Effekte:

  • Wirtschaftswachstum: +0,3 Prozent kurzfristig, +0,5 Prozent langfristig.
  • Beschäftigung: +0,2 Prozent – das sind rund 1.500 bis 2.000 neue Jobs
  • Reallöhne: +0,6 Prozent; durch geringeren Preisdruck steigen reale Einkommen
  • Budgetäre Wirkung: zusätzliche Einnahmen von rund 300 Millionen Euro durch höhere Beschäftigung und Konsum

Eine vernünftige Energiepolitik zahlt sich also doppelt aus – sie entlastet Betriebe und stabilisiert die Preise. 

5 Schritte zu günstigeren Energiepreisen 

Wie kommen wir aber zu sinkenden Energiepreisen? Wie wir auch in einer kleinen Broschüre gezeigt haben, gibt es grob gesprochen fünf Ansätze für günstigere Preise: 

1. Wettbewerb stärken 

Österreichs Energiemarkt ist stark konzentriert: In vielen Regionen dominieren wenige, oft (teil)staatliche Anbieter. Dadurch werden Preissenkungen nur zögerlich an Kundinnen und Kunden weitergegeben. Ein stärkerer Wettbewerb würde den Druck auf die Preise erhöhen. Dafür braucht es eine konsequente Marktöffnung, einfachere Anbieterwechsel und mehr Preistransparenz – etwa durch monatliche Abrechnungen via Smart Meter. Wenn man leichter vergleichen und wechseln kann, wirkt das disziplinierend auf die Anbieter. Studien zufolge könnten Haushalte dadurch im Schnitt rund 320 Euro pro Jahr sparen. 

2. Netzkosten reformieren 

Ein wesentlicher Kostentreiber sind die hohen Fixkosten der Stromnetze. Österreich leistet sich rund 130 Netzgesellschaften, viele davon klein und ineffizient. Diese Zersplitterung verursacht Doppelstrukturen und hemmt die Digitalisierung. Eine Reform der Netzkosten sollte die Zahl der Netzbetreiber verringern, gemeinsame digitale Plattformen schaffen und zeitvariable Tarife einführen – etwa günstigere Netzentgelte bei niedriger Last. Das würde die Kosten gerechter verteilen, den Stromverbrauch flexibler steuern und langfristig die Preise für Haushalte und Betriebe senken. 

3. Steuern und Abgaben senken 

Energieabgaben wie die Elektrizitäts- und Erdgasabgabe wurden während der Energiekrise befristet gesenkt, sind inzwischen aber wieder angestiegen. Dadurch steigen die Preise erneut, obwohl viele Haushalte und Unternehmen noch immer unter den hohen Energiekosten leiden. Eine dauerhafte Senkung der Elektrizitätsabgabe sowie eine Reform der Netzentgeltstruktur, damit Entlastungen tatsächlich bei den Endkund:innen ankommen, würden helfen, den Druck auf Konsum und Produktion zu mindern. Das schafft mehr Spielraum für Betriebe und entlastet private Haushalte spürbar. 

4. Netze effizient ausbauen 

Der Ausbau der Energieinfrastruktur ist derzeit zu langsam und zu teuer. Genehmigungsverfahren dauern oft Jahre, während der Bedarf an Strom-, Gas- und Wasserstoffleitungen rasant steigt. Österreich braucht eine Modernisierung der Planungs- und Genehmigungsprozesse: One-Stop-Shops für Verfahren, klare Fristen und eine koordinierte Planung der verschiedenen Netze können den Ausbau beschleunigen. Ein effizienter Netzausbau senkt langfristig die Netzkosten, reduziert Engpässe und macht die Energiewende günstiger und verlässlicher. 

5. Innovation und Energiegemeinschaften fördern 

Neue Technologien und lokale Energieinitiativen sind ein Schlüssel zu niedrigeren Kosten und höherer Versorgungssicherheit. Energiespeicher, grüner Wasserstoff und Energiegemeinschaften ermöglichen es, Energie dort zu erzeugen, wo sie verbraucht wird – das spart Netzentgelte und schafft regionale Wertschöpfung. Die beiden großen Stromgesetze setzen hier schon an. Aber man könnte noch weiter gehen: Investitionen könnten etwa steuerlich begünstigt werden, etwa durch doppelte Steuerfreiheit für Speicher. So entsteht ein innovationsfreundliches Umfeld, das Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftskraft verbindet. 

Fazit: Gute Energiepolitik ist Standortpolitik 

Hohe Energiepreise sind kein Naturgesetz – sie sind das Ergebnis politischer Versäumnisse der Vergangenheit und struktureller Schwächen. Österreich braucht einen Neustart seiner Energiepolitik: weniger Fragmentierung, mehr Wettbewerb, effizientere Netze und Offenheit für neue Technologien. So wird die Energiewende nicht zum Kostenrisiko, sondern zum Standortvorteil. Leistbare, saubere Energie ist die Voraussetzung dafür, dass Österreichs Industrie stark bleiben kann – und kann auch kurzfristig die Konjunktur stützen.

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