Massiv verschlechtern wird sich jedenfalls auch wieder die Situation am Arbeitsmarkt. AMS-Chef Johannes Kopf geht davon aus, dass wieder bis zu 500.000 Menschen in Kurzarbeit geschickt und einige zehntausend wieder ihren Job verlieren werden. Wie schnell danach die Erholung erfolgen wird, wird von den weiteren Öffnungsschritten abhängen. Klar ist aber jedenfalls, dass sich das Fachkräfteproblem in einigen Branchen - vor allem im Tourismus - weiter verschärfen wird. Wer will schon in einer Branche arbeiten, wenn er oder sie ständig befürchten muss, auf Kurzarbeit geschickt oder gekündigt zu werden? Für die Betroffenen sind damit erhebliche Einkommenseinbußen verbunden - von den psychischen Belastungen, die damit verbunden sind, gar nicht zu sprechen. Es wäre daher nur naheliegend, wenn sich diese Arbeitskräfte nach Jobs in anderen Branchen umschauen. Die langen Schließzeiten verschärfen also nachhaltig das Fachkräfteproblem – ein weiterer Kollateralschaden dieser Pandemie.
Auch gesamtwirtschaftlich betrachtet ist der neuerliche Lockdown natürlich ein schwerer Rückschlag. Die österreichische Volkswirtschaft wurde vergleichsweise stark von der Pandemie getroffen und hat sich vergleichsweise langsam erholt, wie aktuelle Daten der Nationalbank zeigen (Stand 8. November). In der letzten Erhebungswoche lag das reale BIP nur mehr um 0,5 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Nun wird die Regierungspolitik dafür sorgen, dass der Aufwärtstrend endgültig gestoppt ist. Allerdings zeigt der Blick auf die Daten der OeNB auch, dass sich die Situation im 4. Lockdown wohl eher wie im 2. oder 3. und nicht mehr wie im 1. Lockdown darstellen wird. Denn die Industrie, die im allerersten Lockdown stark von Grenzschließungen und Kontaktbeschränkungen betroffen war, erlebt immer noch einen Boom (gemessen an den Exporten ohne Tourismus). Das dürfte das Schlimmste verhindern.