Zuletzt hatte Bundeskanzler Karl Nehammer als weitere Maßnahmen eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel – vor allem Grundnahrungsmittel - nicht ausgeschlossen. Ähnliche Vorschläge wurden zuvor auch bereits von der SPÖ eingebracht.
Die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hat sich mit diesen Vorschlägen bereits intensiv auseinandergesetzt. Allerdings: In dem am Dienstag im Ministerrat angenommene Bericht überwiegen klar die Contra-Argumente.
Zwar würde die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel im Jahr der Einführung inflationsdämpfend wirken, allerdings würde die Inflation nur in die Zukunft verschoben und hätte somit „einen inflationserhöhenden Effekt bei der Rückführung der MwSt-Senkung“. Hinsichtlich der Treffsicherheit schreiben die Experten, dass die Maßnahme „nicht auf einkommensschwache Haushalte zielgerichtet“ sei, weil „einkommensstarke Haushalte absolut deutlich mehr für Lebensmittel ausgeben“. Zudem sei die Weitergabe von Steuersenkungen durch den Einzelhandel an Endverbraucher „unwahrscheinlich bzw. müssten Kontrollinstrumente geschaffen werden“.
Das Resümee der Experten: „Fördert in absoluten Zahlen stärker einkommensstarke Haushalte und wirkt daher sozial kontraproduktiv“.
Bei einem zweiten Vorschlag im Expertenpapier wird zusätzlich zur Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel die Kombination mit einer „zwingend einzurichtenden Preiskommission“ analysiert. Aber auch hier fällt die Experteneinschätzung ähnlich kritisch aus: Die Überwälzung in Form von sinkenden Lebensmittelpreisen sei fraglich – „empirische Evidenz spricht gegen vollständige Überwälzung“. Eine allfällige Preiskontrolle durch Höchstpreise – eine SPÖ-Forderung – könnte laut den Experten „Versorgungsprobleme bedingen“. Zudem sehen die Fachleute auch „mögliche EU-rechtliche Herausforderungen“.
Die Experten-Einschätzung macht überdeutlich, dass man bei derart sensiblen und ökonomisch komplexen Themen mit populistischen Vorschlägen wie der Mehrwertsteuersenkung nicht wirklich weiter kommt.