Versprechungen ernst nehmen und kalte Progression abschaffen: Damit nicht jede Regierung aufs Neue die größte Steuerreform aller Zeiten beschließen muss, sollte endlich die kalte Progression dauerhaft abgeschafft werden. Die Steuerstufen müssen daher automatisch mit der Inflation angehoben werden. Nur so können Entlastungsmaßnahmen eine nachhaltige Wirkung entfalten und Gehaltserhöhung würden in erster Linie jenen zugutekommen, die sich die Gehaltserhöhung mit ihrem Einsatz erarbeitet haben: den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Jetzt ist der Finanzminister der größte Profiteur, ohne dafür eine Mehrleistung erbringen zu müssen.
Ambitionierter ökologisieren: Österreich hat sich zu den Pariser Klimazielen bekannt, die aktuelle Regierung hat das vor dem Sommer von der EU-Kommission vorgelegte neue Klimapaket "Fit for 55" begrüßt. Daher wäre es nur konsequent, auch einen ambitionierteren Ökologisierungskurs einzuschlagen. Mit der etappenweisen Einführung eines CO2-Preises von letztlich 350 Euro pro Tonne CO2 auf alle fossilen Treib- und Brennstoffe kann es gelingen, die Klimaziele zu erreichen. Durch die gleichzeitige Streichung anderer Energieabgaben (Mineralölsteuer, Normverbrauchsabgabe, Versicherungssteuer) wird stärker auf das Verursacherprinzip abgestellt. Wer mehr CO2 emittiert, zahlt also auch mehr. Damit die Ökologisierung auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung stößt, ist es aber wichtig, dass die Abgabenlast insgesamt in Österreich sinkt - und zwar signifikant.
Ausgabenbremse, um langfristig Steuerlast zu bremsen: Bereits 16 EU-Staaten haben auf die davon galoppierenden Pensionsausgaben mit der Einführung eines Pensionsautomatik reagiert. Sie haben entweder das Pensionsalter an die Lebenserwartung gekoppelt, die Pensionshöhe an die Lebenserwartung geknüpft oder haben Korrekturmechanismen, die zu einer Reduktion der jährlichen Pensionsanpassung führen. Wie leicht Österreich größere Summen einsparen könnte, zeigt der Vergleich des effektiven Pensionsantrittsalter. Nur vier EU-Staaten liegen in diesem Ranking hinter uns. Ein Jahr länger arbeiten würde bereits rund 2,4 Milliarden Euro an Ersparnissen bringen. Das heißt also: Wenn wir uns nur in Richtung europäischem Durchschnitt bewegen würde, könnte wir uns 3,7 Milliarden Euro ersparen - und das jährlich.
Steuerstrukturreform wagen: Das österreichische Steuersystem ist höchst komplex und unübersichtlich. Die Steuerzahler können selbst oft nur schwer einschätzen, wie hoch ihre tatsächliche Belastung ist. Auch die nun verkündete Reform wird als "Fleckerlteppich" bezeichnet, weil höchst unterschiedliche Absetz- und Freibeträge für Kinder, den Wohnort oder Mitarbeiterprämien eingeführt werden. Das Pendeln wird nun nicht nur mit dem Pendlerpauschale, dem Verkehrsabsetzbetrag, dem Pendlereuro, dem Jobticket und je nach Land auch bundesländereigenen Förderinstrumenten unterstützt, sondern auch mit dem "Klimabonus". Das Steuersystem wird dadurch immer unübersichtlicher. Die vielen "Boni" ändern aber nichts daran, dass Österreich ein Höchststeuerland für Durchschnittsverdiener bleibt.