Doch auch die Demokratie nimmt Schaden. Vor wenigen Tagen erschien der diesjährige Demokratiebericht des Varieties of Democracy Instituts der schwedischen Universität Göteborg. Die schwedischen Wissenschafter_innen stuften Österreich von einer „liberalen Demokratie“ zu einer „Wahldemokratie“ ab und begründeten dies unter anderem mit mangelnder Transparenz. Unter Wahldemokratien verstehen die Autor_innen des Berichts, dass Wahlen zwar frei und fair stattfinden, davon abgesehen aber einige demokratische Schwachpunkte vorliegen. Mangelhafte Transparenz, wie im Falle Österreichs, ist auch ein wesentlicher Nährboden für korruptes Verhalten. Wie Österreich in die Top 10 der "saubersten" Länder aufsteigt, hat das NEOS Lab in dieser Publikation ausgeführt. Neben dem derzeit in Verhandlung stehenden Parteienfinanzierungsgesetz benötigt es auch ein Informationsfreiheitsgesetz, eine Aufwertung der Kontrollrechte der Rechnungshöfe und eine Senkung der Ausgaben für öffentliche Inserate. Hätte die öffentliche Hand bessere Governance-Strukturen, hätte sich in Vorarlberg niemals eine "Tradition" bilden können, in der Parteiorganisationen (Wirtschaftsbund) einem Regierungsmitglied Sachgüter (z.B. Kaffee und Kuchen) finanzieren.
Proponent_innen aus Justiz, Wissenschaft und ehemalige Politiker_innen haben im Frühjahr 2021 ein Volksbegehren, das „Antikorruptionsbegehren“ lanciert, dessen Einschreibewoche vom 2.-9. Mai läuft. Die Ziele beschreiben die Proponent_innen wie folgt:
„Wir sind Bürgerinnen und Bürger, die sich seit vielen Jahren mit der im Land grassierenden Korruption sowie einer zunehmend fragwürdigen politischen Kultur beschäftigen. Unzählige neue Fälle von schwerwiegendem Korruptionsverdacht bis zu massiven Angriffen auf den Rechtsstaat verpflichten uns, unsere Stimme auch öffentlich zu erheben. Wir wollen nicht länger zusehen und starten daher dieses Rechtsstaat & Anti-Korruptionsvolksbegehren.“