Für den einzelnen Bürger oder die einzelne Bürgerin ist es kaum noch möglich, den Überblick über die diversen Teuerungsmaßnahmen und deren Inkrafttreten zu behalten. Laut Analysen des parlamentarischen Budgetdienstes gibt es mittlerweile 20 Einzelmaßnahmen, die sich auf drei Maßnahmenpakete verteilen. Nach monatelangen Vorarbeiten und Diskussionen wird im September der Antiteuerungsbonus in Höhe von 500 Euro für Erwachsene und 250 Euro für Kinder ausbezahlt. Politisch verkündet wird gerade das nächste Hilfspaket, die Strompreisbremse, die de facto eine weitere pauschale Transferleistung an alle Haushalte ist, und weitere rund 500 Euro bringen soll.
Während die Gutscheine und Transfers also erst langsam auf den Konten der Steuerzahler spürbar werden, profitiert der Finanzminister weiter Monat für Monat von den massiven Mehreinnahmen durch die Teuerung. Die Dynamik bei den Steuereinnahmen ist ungebremst. Im Zeitraum Jänner bis Juli lagen die Bruttosteuern bei 57,3 Milliarden Euro und damit um 6,8 Milliarden Euro oder 13,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie eine aktuelle Auswertung des Budgetvollzuges durch das Neos Lab zeigt.
Die zehn größten Steuern lagen alle, zum Teil substanziell, über den Vergleichswerten des Jahres 2021. Auch die Lohnsteuer liegt heuer trotz des nächsten Tarifreformschrittes (die dritte Tarifstufe ist von 35 auf 32,5 Prozent gesunken) um 5,6 Prozent über dem Vorjahr, die Mehrwertsteuer gleich um 17,4 Prozent.
Die von der Regierung angekündigte Abschaffung der kalten Progression wird hingegen erst mit deutlicher Verzögerung zu spüren sein, weil die Maßnahme erst vom Parlament beschlossen werden muss und auch nicht, wie von Neos gefordert, rückwirkend für das Jahr 2022 berechnet wird, sondern erst im kommenden Jahr.