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Eltern sehen Rückschritt im Schulsystem

Laut einer Umfrage der Bildungsinitiative „Talente blühen!“ erlebt die Mehrheit der Eltern von Schulkindern das österreichische Schulsystem in den Bereichen Begabungsförderung, Chancengerechtigkeit, Autonomie und Innovation als stillstehend oder rückschrittlich. Das muss freilich nicht so bleiben.

Statt Kinderlachen und dem Klang von Schulglocken herrscht in den ostösterreichischen Schulen Stille, denn dort genießen die Schüler:innen und Lehrer:innen bereits ihre Ferien. Stille bzw. Stillstand ist auch eine gute Metapher für das österreichische Schulsystem als Ganzes; zumindest sehen das viele Eltern schulpflichtiger Kinder so. Die Bildungsinitiative „Talente blühen!“ hat tausend Eltern befragt, deren Kinder elementare Bildungseinrichtungen oder Einrichtungen der Primar- oder Sekundarstufen besuchen. Die Ergebnisse stellen der Bundesregierung kein besonders günstiges Zeugnis aus, zeigen aber, wo aus Sicht der Eltern Reformen ansetzen sollten.

Begabtenförderung und Chancenfairness stagnieren

Die gute Nachricht zuerst: Es gibt auch Eltern, die Fortschritte sehen. So ist fast ein Drittel der befragten Eltern der Ansicht, dass es bei den Lern- und Unterrichtsmethoden zu Fortschritten gekommen ist. Das kommt durchaus einem Kompliment für die aktuell im Schulsystem tätigen Pädagog:innen gleich. Doch derart positiv werden leider nicht alle erhobenen Parameter des Bildungssystems wahrgenommen.

Denn auch wenn die Ergebnisse variieren, je nachdem um welchen Typ von Bildungseinrichtung es sich handelt, nimmt die Mehrheit der Eltern das Bildungssystem als stillstehend oder rückschrittlich wahr. Rund jeder Zweite sieht den Stillstand in den Bereichen Begabungsförderung, Chancenfairness und Schulautonomie. Bei der Begabungsförderung und der Chancenfairness ist zudem je rund ein Viertel der befragten Eltern der Meinung, dass es in den letzten Jahren zu Rückschritten gekommen ist. 

Diese Wahrnehmung von Stillstand bzw. Rückschritten geht einher mit allgemeinen Sorgen über das Bildungssystem, darunter nicht zuletzt der Pädagog:innenmangel, schwieriges Schüler:innenverhalten und fehlende Kompetenzen im Umgang damit aufseiten der Pädagog:innen sowie wenig lebenspraktisch ausgerichteten Schulfächern. Dass der Umgang mit Geld und Finanzen nicht vermittelt wird, wurde etwa häufig beklagt.

So gelingt die Trendumkehr

Der beschriebene Zustand des Schulsystems ist freilich kein unveränderliches Schicksal. Die Befragung bestätigt vielmehr Kritikpunkte, die seit Jahren immer wieder geäußert wurden. Dass auch die Eltern selbst den Pädagog:innenmangel als besorgniserregend einstufen, zeigt einmal mehr, was für eine zentrale Rolle diesen im Bildungssystem zukommt, und warum es so wichtig wäre, deren Rolle und gesellschaftliche Bedeutung aufzuwerten. Schon die letzte „Talente blühen!“-Befragung hat gezeigt, dass vor allem das Bürokratiemonster und der Mangel an Unterstützungspersonal den Pädagog:innenalltag unnötig erschweren und für die pädagogischen Tätigkeiten hinderlich sind. Neben strukturellen Fragen sollte daher vor allem die Entlastung der Lehrer:innen und eine Umgestaltung ihrer Ausbildung bzw. Karrieremöglichkeiten politisch ins Zentrum gerückt werden. Bereits im Dezember 2022 haben wir uns mit grundlegenden Reformmöglichkeiten bei der Lehrer:innenausbildung auseinandergesetzt.

Um ein gutes Bildungssystem für alle Beteiligten – Kinder, Lehrer:innen und Eltern – zu schaffen, braucht es – neben einem stärkeren Fokus auf die Begabungsförderung – daher zunächst vier Dinge:

  1. Einen Abbau von Bürokratie und einen Ausbau von Unterstützungspersonal
  2. Größere Autonomie für die einzelnen Schulen, um standortspezifische Flexibilität herbeizuführen
  3. Eine Entrümpelung der Stundenpläne
  4. Eine Aufwertung des Lehrer:innenberufs durch Karrierepfade und Modernisierung

Geht man diese Problembereiche an, kann es gelingen, die jetzt gelb blinkende Bildungsampel wieder auf grün springen zu lassen.

(Bild: Elmar Gubisch/iStock)

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