In klassischen Produktionsbetrieben waren Mitte Oktober fast 22.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Diese Unternehmen hatten nicht genug Aufträge, um ihre Belegschaften auszulasten. Gleichzeitig haben andere Betriebe in diesem Segment fast 13.000 Mitarbeiter gesucht, hatten also unausgelastete Produktionsanlagen.
Im Wirtschaftsbereich "Verkehr und Lagerei", dahinter verbirgt sich die Personen- und Güterbeförderung, gab es mit 12.444 die zweitmeisten Kurzarbeiter. Und auch in der Gastronomie und Beherbergung gibt es die absurde Situation, dass den Unternehmen zwar fast 13.000 Mitarbeiter fehlen, in anderen Betrieben aber fast ebenso viele Mitarbeiter noch immer in Kurzarbeit sind.
Die einen Unternehmen entziehen mit Hilfe des AMS dem Markt Mitarbeiter, den anderen Unternehmen versucht das AMS vergeblich bei der Mitarbeitersuche zu helfen.
Die Öffentlichkeit scheint sich nach eineinhalb Jahren Pandemie daran gewöhnt zu haben, dass sich eine signifikante Zahl an Menschen in Kurzarbeit befindet. Schließlich gab es zum Höhepunkt der Corona-Krise im April 2020 mehr als eine Million Kurzarbeiter.
Wie stark die Verzerrung am Arbeitsmarkt aber tatsächlich ist, zeigt ein anderer Vergleich. Nach der Weltwirtschaftskrise ab 2008 befanden sich in Österreich zur Spitzenzeit im ersten Halbjahr 2009 nicht einmal 40.000 Menschen in Kurzarbeit. Aktuell sind es gut 70.000. Mit anderen Worten: Damals wurde mit weniger als 40.000 Kurzarbeitern ein starke Rezession (minus 3,8 Prozent 2009) abgefedert, jetzt haben wir fast doppelt so viele Kurzarbeiter, obwohl wir uns mitten in einer kräftigen Aufschwungphase befinden.