Ein Talentboard – viele Erfolgsgeschichten
Das NEOS Lab Talentboard begleitet und befähigt politische Talente im ganzen Land. Für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer war es das Sprungbrett in ihre politische Karriere.
Desinformation und Fake News gefährden unsere Demokratie. Durch künstliche Intelligenz und immer bessere Technologien wird es zunehmend schwierig, Wirklichkeit von Täuschung zu unterscheiden. Doch es gibt keinen Grund zur Verzweiflung.
Dass Demokratien wehrhaft sein sollten, ist eine Binsenweisheit. Was hingegen „wehrhaft“ im Konkreten alles umfasst, muss fortlaufend aktualisiert werden.
Wie wehrhafte Demokratie auf die digitale Zeit angewendet werden kann, war Schwerpunkt einer Veranstaltungsreihe in Oberösterreich. In Ried im Innkreis widmete sich Andre Wolf den Gefahren von Fake News auf Social Media. Kathrin Hartmann thematisierte in Linz die politischen Implikationen von künstlicher Intelligenz. Klar wurde, dass viele Herausforderungen altbekannte Ursprünge in sich tragen, jedoch durch ihr digitales Gewand wesentlich wirkungsvoller eingesetzt werden können.
Kathrin Hartmann beim Vortrag in Linz
Im digitalen Zeitalter umfasst das Nachdenken über wehrhafte Demokratie auch die neuen öffentlichen Diskursräume. Als Sinnbild dazu dient der antike Marktplatz. Er steht für einen Ort, an dem politische Öffentlichkeit durch zwischenmenschlichen Austausch hergestellt wird. Von den Römern als „Forum“ bezeichnet, entwickelten sich damals die Grundbausteine demokratischer Prozesse in Europa. Das Konzept des Forums ist uns heute immer noch geläufig, allerdings eher in seiner digitalen Version. Nur wenn wir die Eigenheiten digitaler Kommunikationsräume kennen, sind wir in der Lage, Veränderungen und deren potenzielle Folgen klar herauszustellen und einen sinnvollen, gestalterischen Umgang mit neuen Phänomenen zu finden.
Unabhängig von der jeweiligen Plattform steht die übergreifende Funktion von Social Media als offener Kommunikationsraum zum interaktiven Austausch von Informationen und/oder Meinungen. Es handelt sich also um einen Diskursraum, in dem mehr oder weniger frei partizipiert werden kann. Mit diesen neuen Möglichkeiten geht allerdings auch Verantwortung einher.
Andre Wolf beim Vortrag in Ried
Die sogenannten ProdUser befinden sich hier in einer Doppelrolle: Produzent:innen und Nutzer:innen. Im Unterschied zu klassischen Qualitätsmedien, die redaktionelle Arbeit leisten, bevor informiert wird, sind die modernen ProdUser selbst darauf angewiesen zu filtern, einzuordnen und zu verifizieren – und genau darin liegt eine zentrale Herausforderung. Die Informationsvielfalt und Informationsgeschwindigkeit fordern uns ständig dabei heraus, Inhalte adäquat einzuordnen. Gleichzeitig werden auf Social Media unterschiedliche Dinge miteinander vermischt oder sind zumindest auf den ersten Blick schwer auseinanderzuhalten: Fakten und Meinungen, Satire und Desinformation, Unterhaltung und Information.
Wie schnell wir alle täuschbar sind, wird kaum je so deutlich wie durch die erfolgreiche Verbreitung von Fake News auf Social Media. Mit Fake News kann mehrerlei gemeint sein: missinterpretierte Inhalte, also die falsche Interpretation von wahren Informationen; manipulierte oder völlig frei erfundene Inhalte. All das zählt in den Bereich Fake News, sofern damit eine Desinformationsabsicht besteht.
Gut zu beobachten ist das bei Comebacks alter Verschwörungsnarrative, wie im Falle der Adenochrom-Erzählung, die ihren Ursprung im mittelalterlichen Antisemitismus trägt. Wenn Xavier Naidoo, ein deutscher Sänger, via Social Media unter Tränen von der Verschleppung und Tötung von Kindern zum Erhalt der Jugend bestimmter Eliten erzählt, bedient er Ängste und Feindbilder, die sich über Generationen hinweg als wirksam behaupten konnten. Kontroverse Themen, wie Einwanderung, Krieg, Wahlen, Klimawandel oder Gesundheit, werden besonders häufig für politische Desinformation genutzt.
Politische Manipulationsversuche und Propaganda sind keine Erfindungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts, man denke nur an die Nutzung des Films für nationalsozialistische Propaganda. Aber durch Weiterentwicklung von Technologie und Medien haben sich Propagandainstrumente gefunden, die Täuschungen noch wirksamer werden lassen. So führen beispielsweise Phantomdiskussionen zur massentauglichen Verfestigung von Unwahrheiten und einer Verzerrung der eigenen Realität. Wenn man zynisch ist, könnte man gar vom Todesstoß für die Wahrheit sprechen und in eine tiefe Verunsicherungskluft einer riesigen Fakewelt fallen. Nur wer also versteht, dass es sich dabei um Phänomene handelt, die man kennen muss, um sie zu entkräften, entkommt einer solchen emotional überhitzten Dystopie.
Der Zweck von Desinformation durch Fake News besteht, so Wolf, in einem ganzen Bündel von Destabilisierungsabsichten. Was sich bereits bemerkbar macht: Das Vertrauen in die Medien nimmt ab, die Polarisierung in der Gesellschaft wird verschärft, demokratische Prozesse wie Wahlen werden beeinträchtigt und in Zweifel gezogen, aber auch messbare wirtschaftliche und gesundheitliche Auswirkungen. Insgesamt ist eine Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch eine Vermehrung von Hass und Gewalt spürbar.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts verläuft eine steile Entwicklungskurve im Bereich künstliche Intelligenz. Seit der massentauglichen Anwendung von künstlichen Intelligenzen sind sogenannte Deep Fakes in Bild und Ton als weitere Gefahr für Demokratien hinzugekommen und tragen zur weiteren Verunsicherung bei. Doch wie schützen wir uns vor der Abwärtsspirale?
Bei allen ernstzunehmenden Bedrohungen gibt es dennoch keinen Grund, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen. Es gibt unzählige Anwendungsfälle, in denen künstliche Intelligenzen die menschliche Arbeit entlasten, beispielsweise durch den Einsatz von Chatbots in der öffentlichen Verwaltung. Unbestreitbar steckt großes Potenzial in der Weiterentwicklung von KI-Systemen. Wichtig dabei ist, so betont Hartmann, das Nachdenken über sinnvolle Einsatzmöglichkeiten solcher Instrumente.
Geeignete Einsatzbereiche von künstlicher Intelligenz sieht die Expertin von Algoright in der Analyse von Bevölkerungseinstellungen, der Übernahme einfacher Verwaltungstätigkeiten oder der Individualisierung des Lernens. So könnte Politik künftig beispielsweise ihre Reaktionsfähigkeit erhöhen und, wie bereits durch Social Media beobachtbar, die Interaktion und den Dialog mit Bürger:innen intensivieren.
Damit die Sonnen- und nicht die Schattenseiten solcher Errungenschaften überwiegen, ist ein menschenzentrierter Einsatz von Technologien unverzichtbar:
„When we think about this technology, we need to put human dignity, human well-being – human jobs – in the center of consideration.“ (Fei Fei Li)
Entscheidungen, die Individuen direkt beeinflussen, sollten also möglichst nicht an algorithmusbasierte Systeme ausgelagert werden. KI-generierte Fälschungen und destruktive Dynamiken auf Social Media stoßen uns in Wirklichkeit auf altbekannte Manipulationsmechanismen. Als moderne ProdUser stehen wir als Bürger:innen auch in der Mitverantwortung, sorgsam mit Informationen umzugehen und einen Moment innezuhalten, bevor wir zu ihrer Verbreitung beitragen.
Die Politik kann das aktiv durch die Förderung von altersgerechten Angeboten für Medienkompetenz unterstützen, um die Demokratie vor einer inneren Zersetzung oder äußeren Destabilisierungsversuchen zu schützen. Die demokratische Kontrolle und Aufklärungsarbeit erfordert aber auch eine Auseinandersetzung politischer Entscheidungsträger:innen mit der Arbeits- und Funktionsweise dieser neuer Technologien.
Schauen wir der Realität ins Auge: Um Demokratien wehrhaft zu halten und die neuen Chancen nutzen zu können, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung aller mündigen Bürger:innen geboten.
(Bilder: Maximilian Roeder, Katharina Geissler)
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