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Die Nationalratswahl in 7 Grafiken

Lukas Sustala
Lukas Sustala

Die Nationalratswahl hat ein Ergebnis gebracht, das es so noch nie gegeben hat – und viele neue Erkenntnisse.

Die Nationalratswahl 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie sich die politische Landschaft in Österreich verändert hat. Die Ära des „Kurz-Effekts“ ist vorbei, und die Verschiebungen zwischen den Parteien sind groß. Die FPÖ hat so viele Stimmen bekommen wie noch die, die einstige „Große Koalition“ von ÖVP und SPÖ schwächelt und hat nur noch bei älteren Wählern eine Mehrheit. Doch nicht nur das: Ein Blick auf die Wählerströme, Alter, Geschlecht und politische Einstellungen offenbart auch einen historischen Unmut über die Regierung. Die folgenden sieben Grafiken geben einen Einblick in die Dynamik dieser Wahl. 

Sebastian Kurz ist nun wirklich weg 

Die Wählerstromanalyse von Foresight für den ORF zeigt nun eindrucksvoll, dass der „Kurz-Effekt“ wirklich vorbei ist. Die blauen Leihstimmen für die ÖVP sind zurückgekehrt. Die FPÖ-Wähler bei der Nationalratswahl 2024 sind immerhin zu 31 Prozent ehemalige Kurz-Wähler:innen. Kein Wählerstrom zwischen Parteien war größer als dieser: 9 Prozentpunkte der FPÖ-Wähler stammen aus dem ehemaligen ÖVP-Lager. Die ÖVP hingegen schrumpfte vor allem auf ihr Kernklientel zurück. Viele Unterstützer der ÖVP, die möglicherweise nur von der Person Sebastian Kurz angezogen wurden, sind nun wieder zu den Freiheitlichen gegangen. 

Andreas Babler räumte die Grünen aus 

Der zweitgrößte Wählerstrom zwischen Parteien war derjenige von den Grünen zur Babler-SPÖ. Während die SPÖ netto kaum etwas von der ÖVP und FPÖ holen konnte und auch viele ehemalige SPÖ-Wähler an die Gruppe der Nichtwähler verlor, wilderte die SPÖ nur bei einer Partei erfolgreich, nämlich den Grünen. 3 Prozentpunkte der SPÖ-Wähler:innen kommen aus dem grünen Lager.

Die linken Parteien haben erstmals weniger als ein Drittel der Mandate 

Erstmals in der Geschichte der zweiten Republik kommen linke Parteien auf weniger als 33 Prozent im Nationalrat. Grüne (16) und SPÖ (41) kommen zusammen gerade einmal auf 57 Mandate und sind damit gleich stark wie die FPÖ. 

Der Politikwissenschafter Laurenz Ennser-Jedenastik hat das auf Twitter auch mit einer eigenen Zeitreihe vermerkt. 

Noch nie wurde eine Regierung so abgestraft 

Die beiden großen Wahlverlierer ÖVP und Grüne haben zusammen rund 17 Prozentpunkte verloren. Tatsächlich haben noch nie in der Geschichte der Republik die Parteien einer Koalition bei der folgenden Nationalratswahl einen kleineren Stimmenanteil auf sich vereinen können als Türkis und Grün. Mit zusammen 34,6 Prozent kommen sie gerade auf ein Drittel der Stimmen.  

Dieses Ergebnis ist wenig überraschend, wenn man sich vor Augen führt, dass eine große Mehrheit mit der Arbeit der Bundesregierung (wenig bis gar) nicht zufrieden war (63 %). Bei Schwarz-Blau unter Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache waren es nur 46 Prozent. Dass sich Österreich seit der Nationalratswahl 2019 negativ entwickelt hat, teilt eine Mehrheit (57 %), sogar bei den ÖVP-Wähler:innen halten sich negative und positive Einschätzungen ungefähr die Waage.  

Die FPÖ-Wähler sind am demokratieskeptischsten 

Die Daten zeigen eine deutliche Demokratie-Skepsis unter den FPÖ-Wählern. Lediglich 54 Prozent der FPÖ-Wähler stimmen der Aussage zu, dass „die Demokratie Probleme mit sich bringt, aber besser ist als jede andere Regierungsform.“ Dieser Wert liegt deutlich unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (69 %) und weit entfernt von den Zustimmungswerten der anderen Parteien wie ÖVP (82 %), SPÖ (80 %), Grüne (83 %) und NEOS (85 %). Das ist insofern beachtlich, weil dieser Tage viel über Demokratie und ihre Prozesse diskutiert wird, angefangen von der Position des Ersten Nationalratspräsidenten bis zum Auftrag des Bundespräsidenten für die Regierungsfindung.

Ohne die Älteren hätte die Große Koalition keine Mehrheit mehr 

Die Daten zur Wählerverteilung nach Altersgruppen verdeutlichen, dass die traditionelle „Große Koalition“ aus ÖVP und SPÖ ihre Mehrheit nur noch bei den älteren Wählern ab 60 Jahren hat. In dieser Altersgruppe kommen die ÖVP und SPÖ zusammen auf 62 Prozent (ÖVP 38%, SPÖ 24%). Bei den jüngeren Wählern unter 35 Jahren erreichen beide Parteien hingegen zusammen nur 38 Prozent (ÖVP 20  %, SPÖ 18%), und in der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen sind es nur 39 Prozent (ÖVP 19  %, SPÖ 20%). Die Demografie der Wahl zeigt somit, dass die „Große Koalition“ vor allem auf die Unterstützung der älteren Generation angewiesen ist, während sie bei jüngeren Wählern zunehmend an Rückhalt verliert. Das ist auch sichtbar, wenn man die Wahltagsbefragung nach Erwerbsstatus analysiert: Bei Menschen in Pension haben ÖVP und SPÖ zusammen noch 64 Prozent, wobei die SPÖ weit abgeschlagen hinter der ÖVP rangiert. Bei Erwerbstätigen kommen die beiden Altparteien hingegen nur noch auf 38 Prozent.

Die FPÖ ist keine Männerpartei mehr 

Die Daten zeigen auch, dass die Nationalratswahl 2024 mit einem gängigen Klischee unter Politik-Analysten aufräumt: dass die FPÖ eine „Männerpartei“ sei. Denn die Wahltagsbefragung legt ein nahezu identes Wahlverhalten von Männern und Frauen nahe: Kein signifikanter Geschlechtsunterschied ist wahrnehmbar. Während 29 Prozent der Männer die FPÖ unterstützen, liegt der Anteil bei den Frauen mit 28 Prozent fast gleichauf. Bei NEOS und SPÖ gibt es ebenso kleine, statistisch nicht signifikante, Unterschiede.

(Bild: Parlamentsdirektion/Thomas Topf)

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