Seit vergangener Woche bin ich Absolventin der „European Women´s Academy of political leadership and campaigning“ (EWA) – eine Ausbildung der ALDE mit Unterstützung der deutschen Friedrich-Naumann-Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat jungen, europäischen Politikerinnen auf ihren Weg in die und mit der Politik zu unterstützen. Der Aufbau der Akademie: In fünf Monaten findet drei Mal drei Tage lang ein Polit-Bootcamp statt. Und genau dieses „Bootcamp“ macht den Unterschied zu allem aus, was ich bis jetzt schon an „Empowerment“ und „Frauenförderung“ erlebt habe. Bis dato habe ich „Frauenförderung“ vor allem als etwas erlebt, was mir ausschließlich Antworten auf von mir nie gestellte und relativ uninteressante Fragen gegeben hat, wie „Wie wirke ich selbstbewusst?“ oder „Wie bilde ich Netzwerke?“…
Und dann kam EWA und plötzlich war die hellrosa Welt der Frauenförderungsseminare vergessen. Denn bei EWA ging es nur um das eine: reine Politik ganz ohne einem vorangestellten „Frauen“.
„Ich glaube, dass Politik mehr Frauen braucht. Im politischen Entscheidungsprozess fehlt es oft an Ausgewogenheit. Gleichzeitig glaube ich jedoch nicht, dass Frauen dort sein müssen, weil sie Frauen sind, sondern weil sie gute Fachleute und gute Politikerinnen sind. Deswegen haben wir EWA gegründet,“ so Annika Arras, die Direktorin der EWA-Akademie.
Konkret heißt das: 14 Frauen, die unmittelbar vor einer Wahl stehen, aus 14 Ländern haben etwa 100 Stunden lang mit ehemaligen Minister_innen, Campaigner_innen, Kommunikations-, Fundraising- und Datenexpert_innen aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. Es war großartig: Das Level der Lehrenden und das, was sie vorausgesetzt haben, war hoch. Für mich war das Programm fordernd, aber nie überfordernd, bestärkend, nie ernüchternd, praktikabel, nie abgehoben. Grundvoraussetzung war volles Commitment – etwa an den Schulungstagen voll und ganz zur Verfügung zu stehen und zwischen den einzelnen Einheiten Hausarbeiten einzureichen (sehr gute Englischkenntnisse sind bei der Lehrgangsteilnahme Voraussetzung um für sich das Optimum herauszuholen).
Inhaltich wurde alles, was für die Zeit vor und während eines Wahlkampfs (und ja eigentlich auch danach) wesentlich ist, abgedeckt:
- Kommunikationsstrategie und Medientraining, zB: Was sind politische Kernmessages? Wie bringe ich sie rüber? Welches Medium wähle ich für welche Message?
- Grassroot-Activities, zB Tür-zu-Tür – bringt das was? (Spoiler: ja!)
- Campaign-Budgeting: Warum kann und soll jeder Fundraising machen?
- Und auch: „Value based politics – how not to become a populist“
…und so vieles mehr
Wir hatten Vortragende von niederländischen, britischen, estnischen und schwedischen Parteien und anfangs ging ich mit dem Gedanken in die Sessions „Andere Parteien, andere Sitten – können mir die wirklich erzählen, was auch für uns relevant ist?“. Jetzt weiß ich: „Andere Parteien, gleiche Herausforderungen“. Es war tatsächlich überraschend, dass trotz unterschiedlichster Parteien-Set-Ups (100jähriges Bestehen vs Neugründung; Regierungs- vs Oppositionspartei; rechts- vs linksliberal), die alltäglichen Mühen und Freuden im Politikalltag einander unglaublich ähnlich sind. Auch ein Grund, warum alles Gelehrte auch wirklich umsetzbar ist.
Alles in allem war EWA eine grandiose Erfahrung, die ich jeden Moment genossen habe. Ich möchte mich ganz herzlich bei NEOS bedanken, die mich für die Bewerbung zu dieser Ausbildung nominiert haben. Und ich möchte mich bei der EWA-Direktorin Annika Arras und ihrem Team bedanken, die mir mit der EWA-Akademie so viel Wertvolles geboten haben: viel, viel, viel Wissen – aber vor allem die Bestärkung und die Freude am Politik machen.