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Hohe Gesundheitsausgaben und kein Ende in Sicht
Österreichs Gesundheitssystem ist gut, aber teuer. Das bestätigt ein neuer Bericht der Statistik Austria. Auch nach Ende der Pandemie sind die Gesundheitsausgaben weiter gestiegen. Eine Rückkehr zum Vorkrisen-Pfad scheint nicht in Sicht.
Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind außergewöhnlich hoch, und das nicht erst seit gestern. Diese Erkenntnis aus dem kürzlich erschienenen Policy Brief erhärtet sich. Auch nach den Pandemiejahren 2020 bis 2022 sind die Gesundheitsausgaben weiter gestiegen, und zwar auf 52,8 Milliarden Euro. Das sind 4,9 Prozent oder 2,5 Milliarden mehr als im Vorjahr. Die laufenden öffentlichen Ausgaben ohne Kosten für Langzeitpflege fallen um 2,7 Milliarden Euro höher aus als vorgesehen.
Die mit Covid-19 in Zusammenhang stehenden Kosten für Präventionsmaßnahmen sind als einzige Ausgabenkategorie deutlich gesunken, und zwar von 3,5 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro. Während das ein drastischer Rückgang von über 45 Prozent ist, bleiben auch die Präventionsausgaben auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Pandemie. Das relativiert den beobachteten Rückgang. Insgesamt zeigt sich, dass die Gesundheitsausgaben in Österreich über die Jahre deutlich stärker gestiegen sind als das BIP.
Aktuelle Entwicklungen
Dem Prinzip „digital vor ambulant vor stationär“ folgend, arbeitet die Zielsteuerung Gesundheit gerade daran, die Gesundheitsversorgung wo möglich zu niedergelassenen Ärzt:innen sowie Ambulatorien zu verlagern. Diese Änderung ist sinnvoll, kostet aber naturgemäß Geld, so wie auch der laufende Ausbau der Primärversorgung. (Auch wenn die Fortschritte in diesem Bereich deutlich zu wünschen übrig lassen.) Es verwundert daher wenig, dass die Ausgaben der Sozialversicherungen in diesen Bereichen gestiegen sind.
Was allerdings verwundert, ist, dass die Spitalsversorgung ebenfalls teurer geworden ist. Wenn Leistungen aus den Spitälern in den niedergelassenen Bereich verlagert werden, sollten die Kosten in den Spitälern eigentlich sinken. Doch den Kostensteigerungen in dem einen Bereich steht keine Reduktion im anderen gegenüber. Im Gegenteil sind die Kosten im Fondsspitalsbereich 2023 sogar gestiegen, und zwar um 9,2 Prozent; und das, obwohl weniger Aufenthalte und weniger Aufenthaltstage verbucht wurden als im Vorjahr. Wie kann das sein?
Laut Statistik Austria liegen die Mehrkosten bei den Fondsspitälern an gestiegenen Personalausgaben und höheren Energie- und Betriebskosten. Die Personalkosten können aus den Rechnungsabschlüssen der Spitalsträger der Fondsspitäler abgeleitet werden. Beispielsweise sind im Wiener Gesundheitsverbund die Personalkosten 2023 von 2,4 auf 2,6 Milliarden Euro um 8,9 Prozent gestiegen, was mit Lohn- und Gehaltsanpassungen begründet wird. Der Sachaufwand ist um 17,7 Prozent gestiegen, was auf die Inflation zurückzuführen sei, und da wiederum vor allem auf die erheblich höheren Energiepreise. In der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG) sind die Personalkosten um 7,7 Prozent gestiegen. Sie lagen 2023 bei rund 353 Millionen Euro. Der Aufwand für Material und bezogene Leistungen stieg um 12,9 Prozent. Fazit: Die Inflation macht auch vor dem Gesundheitssystem nicht halt.
Der Hund geht mit dem Herrn spazieren
Die Daten legen tatsächlich nahe, dass die Covid-19-Pandemie, die Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die hohe Inflation der letzten Jahre einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheitsausgaben Österreichs hatten. Während Österreich zuvor kontinuierlich unter den durch den Zielsteuerungsvertrag vorgegebenen Ausgabenobergrenzen blieb, wurde diese Grenze ziemlich genau mit Beginn der Pandemie überschritten. Auch der Beginn des Ukrainekriegs fällt mit einem leicht steileren Anstieg der Gesundheitsausgaben zusammen. Interessant ist aber, dass die politische Führung davon absieht, die Ausgaben wieder auf den Vorkrisen-Pfad zu bringen. Die neuen Ausgabenobergrenzen für die Zielsteuerungsperiode 2024 bis 2028 scheinen stattdessen den tatsächlichen Ausgaben der letzten Jahre zu folgen. Hart gesagt: Da geht der Hund mit dem Herrn spazieren.
Das Gesundheitssystem könnte mit weniger Geld mehr leisten
Den Inflationseffekten zum Trotz zeigen zahlreiche Indikatoren, dass Österreichs Gesundheitssystem zwar überdurchschnittliche Leistungen erbringt, dafür aber deutlich zu teuer ist. Das liegt nicht daran, dass Gesundheitsleistungen hierzulande besonders teuer wären. Im Gegenteil: 2022 lagen die Preise für Gesundheitsleistungen in der Alpenrepublik nur 2 Punkte über dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich: Bei den Gesundheitsausgaben in Prozent des BIP war Österreich 2022 auf Platz 1 in der EU.
Und auch die Begründung, dass die Menschen einfach „zu oft“ zur Ärztin gehen würden, erklärt die hohen Ausgaben nicht. Während Österreicher:innen überdurchschnittlich oft Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen, liegen hier die Niederlande und Belgien deutlich vor Österreich, aber mit niedrigeren Ausgaben.
Was ist also zu tun?
Die Kosten für stationäre Behandlungen machen seit Jahren den Löwenanteil der österreichischen Gesundheitsausgaben aus. Wo am meisten ausgegeben wird, könnte zumindest theoretisch auch am meisten eingespart werden. So ist es etwa denkbar, Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Bereich zu verlagern. Das könnte für weniger Aufenthaltstage sorgen und dadurch Geld einsparen. Hauptaugenmerk sollte dabei jedenfalls das Wohl der Patient:innen haben. Ein Beispiel sind Mandeloperationen, wo es in Österreich eine übermäßige Sterblichkeit zu geben scheint, die sich aber mit kürzeren Spitalsaufenthalten dennoch senken ließe.
Ebenso wesentlich ist es, die Digitalisierung im Gesundheitswesen endlich massiv voranzutreiben. Zu oft kommt es zu Mehrfach-Untersuchungen bei verschiedenen Ärzt:innen aufgrund derselben Symptome. Würden Befunde automatisch in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gespeichert, könnte so etwas vermieden werden. Auch hier locken hohe Ersparnisse, ohne die Leistung in irgendeiner Weise zu schmälern. In Anbetracht der Tatsache, dass Österreich derzeit bereits mit dem Ende des Faxgeräts überfordert ist, wird sich hier wohl ohne sehr viel politischen Willen nichts bewegen.
Bloß umsetzen müsste man den Grundsatz „digital vor ambulant vor stationär“: durch eine deutlich umfangreichere und verbesserte Patientensteuerung (also dass die Patient:innen zur richtigen Zeit am richtigen Ort im Gesundheitssystem aufschlagen) mittels der Hotline 1450 sowie einer App mit LiveSupport, einen umfassenden und raschen Ausbau von Primärversorgungseinheiten, in denen die Stärken verschiedener Medizin- und Sozialberufe vereint werden, und eine Reorganisation der Verwaltung und Finanzierung der Kliniken.
Doch für die Zweite Republik gilt noch immer, was der Dichter Franz Grillparzer schon den Habsburgern zuschrieb:
„Das ist der Fluch von unserm edeln Haus:
Auf halben Wegen und zu halber Tat
Mit halben Mitteln zauderhaft zu streben.“
(Bild: Asawin_Klabma/iStock)
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