5 Gründe, um 2025 optimistisch zu bleiben
Zugegeben, die Titelzeilen der Zeitungen versprühen derzeit nicht gerade Hoffnung und gute Laune. Doch ob Sie’s glauben oder nicht: Es gibt ein paar Gründe, zuversichtlich ins Jahr 2025 zu schauen.
Die Invasion Russlands in der Ukraine hat einen Preisschock auf den Rohstoffmärkten ausgelöst. Gas, Öl und Agrarrohstoffe haben sich allesamt in einem Rekordtempo verteuert. Die Inflation in Österreich dürfte 2022 auf den höchsten Stand seit 1985 steigen, während eine noch wesentlich höhere Teuerung in Russland das Symptom einer Finanzkrise ist.
Kriege sind in der Wirtschaftsgeschichte immer wieder wichtige Ursache für Phasen extremer Inflation. Dafür müssen sie nicht verloren werden, es reicht wenn sie begonnen werden. Vor kurzem hat sich etwa ein Team von Ökonomen angesichts der Auswirkungen der Covid-Pandemie auch die historischen Folgen von Krisen auf Wirtschaft und Preisentwicklung angesehen. Für Kriege schließen sie: „Inflation has typically risen sharply both during and – especially – in the aftermath of major wars, with median inflation peaking at 8% one year after the war has ended.“ (VoxEU)
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist noch keine zwei Wochen alt, aber die desaströsen Auswirkungen der Invasion auf die ukrainische Zivilbevölkerung, auf die Infrastruktur und zuletzt auch auf die Wirtschaft zeichnen sich immer klarer ab. Laut UNHCR sind fast 1,4 Millionen Menschen in oder aus der Ukraine auf der Flucht, Kriegshandlungen haben die Lebensmittel- oder Energieproduktion zum Erliegen gebracht. Wichtige Güter werden knapp.
Die Wirtschaftssanktionen des Westens gegen die russische Aggression haben die Wirtschaft des Landes schwer getroffen. Eine große Inflation ist in Russland bereits im Gange. Das lässt sich nicht zuletzt am Verfall der russischen Währung ablesen, deren Absturz aufgrund der Sanktionen nicht wie sonst üblich ohne Weiteres von der Notenbank aufgehalten werden kann (zu den Sanktionen auch der Blogpost „Die Wirtschaftskriegserklärung“).
Innerhalb weniger Tage hat sich die Ausgangslage für die russische Wirtschaft völlig gedreht, ein Staatsbankrott auf die Anleihen in Fremdwährung bestimmt plötzlich das Bild, oder Menschen, die in Panik vor dem Kaufkraftverlust versuchen, Hartwährung wie $ oder € abzuziehen (Bloomberg: JPMorgan Warns Russia Faces 1998-Like Collapse in Economy). So mancher Ökonom rechnet mittlerweile in Russland mit einer wirtschaftlichen Krise so tief wie die Krise von 1998. Was in Russland nun innerhalb von Tagen und Wochen passiert, ist eine Schwellenländerkrise, nur vorgespult: Schlangen vor den Banken, Währungsverfall, Kapitalverkehrskontrollen. Der von Russland lancierte Krieg wird zum Bumerang, die Wirtschaft wird um zehn bis 15 Prozent schrumpfen, schätzt der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze in einem Interview mit dem Standard. Die Economist Intelligence Unit rechnet für Russland mit einer Schrumpfung von 10,1% und einer Inflation von 15% (Twitter).
Einige europäische Länder (insbesondere die osteuropäischen, plus Deutschland, Österreich und Italien) importieren vergleichsweise viel russisches Gas, um ihren Energiebedarf zu decken (oder Strom zu produzieren). Und tatsächlich sind die Preise von Erdgas in Europa heute historisch hoch, was die wichtigsten Verbraucher in Europa – Haushalte und Industrie – treffen wird. Denn Gas wird in Österreich nicht nur von Haushalten in den vielzitierten Gasheizungen benötigt, sondern auch in der Stromproduktion oder in der Industrie verwendet. Österreich ist bei seinen Gas-Importen dabei zudem wesentlich abhängiger von Russland als viele andere westliche Länder.
Mit der Ökonomin und Direktorin von Eco Austria Monika Köppl-Turyna hatten wir genau dazu auch am 3.3. einen aktuellen NEOS Lab Lunchtalk in Webinar-Form. Darin warnte Köppl-Turyna, dass im Falle eines Gasimportstopps, ähnlich wie in der Corona-Pandemie, Produktionsstopps in der Industrie die Folge wären – und es dann ähnlich der Corona-Kurzarbeit Hilfen braucht. Selbst wenn der Gas-Fluss ununterbrochen bleibt, so werden sich die gestiegenen Preise auch auf den Strommarkt auswirken. Insbesondere die Industrie wird davon betroffen sein (die EZB hat etwa in einer ersten Einschätzung den BIP-Rückgang in Österreich durch einen moderaten Preisschock bei Erdgas als überdurchschnittlich hoch berechnet).
Weil die Ukraine zudem wichtiger Exporteur von Weizen und anderen Lebensmitteln ist, gibt es auch Warnungen vor steigenden Nahrungsmittelpreisen. Der Weizenpreis ist auf ein absolutes Rekordhoch gestiegen, Indizes, die die Preise der Agrarrohstoffe auf den Weltmärkten nachvollziehen, sind im Vorjahr so stark gestiegen wie noch nie. Insbesondere bei von ukrainischen Getreideexporten abhängige Länder im nahen und mittleren Osten werden die gestiegenen Weizenpreise entweder zu Inflation oder einer extremen Belastung der öffentlichen Haushalte führen.
Die ersten Wirtschaftsforscher in Österreich haben bereits ihre Inflationsprognose deutlich angehoben. Demnach dürfte die allgemeine Teuerung auf fast sechs Prozent 2022 ansteigen, als Folge der höheren Gas-, Öl-, Strom- und Lebensmittelpreise. Weitere Anhebungen der Prognosen werden wohl noch folgen.
Alle aktuellen Schätzungen hängen noch an einer zentralen Frage: Wird das russische Gas weiter nach Europa fließen oder nicht? Wenn die EU als Reaktion auf den zerstörerischen Krieg von Wladimir Putin einen Gasimport-Stopp verhängen sollte (oder Russland seinerseits als Gegensanktion einen Gasexport-Stopp), dann sind die aktuellen Prognosen wieder überholt.
EZB (2022): Natural gas dependence and risks to euro area activity. Published as part of the ECB Economic Bulletin, Issue 1/2022.
VoxEU (2021): Inflation in the aftermath of wars and pandemics.
5 Gründe, um 2025 optimistisch zu bleiben
Zugegeben, die Titelzeilen der Zeitungen versprühen derzeit nicht gerade Hoffnung und gute Laune. Doch ob Sie’s glauben oder nicht: Es gibt ein paar Gründe, zuversichtlich ins Jahr 2025 zu schauen.
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