Wie viele Mandate von Landes-, Bundes- oder Regionalwahllisten kommen, dafür gibt es Berechnungsverfahren. Was aber, wenn eine Wählerin mit der Reihung der Kandidaten auf der Liste nicht zufrieden ist? Dann kann sie eine Vorzugsstimme vergeben.
Mehrere Kandidatinnen und Kandidaten führten einen Vorzugsstimmenwahlkampf, um auf der Liste so weit vorgereiht zu werden, dass sich ein Einzug in den Nationalrat doch noch ausgeht. Die Hürden dafür sind aber sehr hoch:
- Für eine Vorreihung auf der Regionalwahlliste braucht man mindestens 14 Prozent der auf die jeweilige Partei im Regionalwahlkreis entfallenden Stimmen.
- Um auf der Landeswahlliste vorgereiht zu werden, sind 10 Prozent der auf die jeweilige Partei im Landeswahlkreis entfallenden Stimmen nötig.
- Für eine Vorreihung auf der Bundesliste müssen Vorzugsstimmen im Ausmaß von mindestens 7 Prozent der auf die jeweilige Partei entfallenden Stimmen erzielt werden.
Nikolaus Kowall (SPÖ) bekam nur ein Drittel der benötigten Stimmen, obwohl er mit Abstand die meisten Vorzugsstimmen innerhalb der SPÖ Wien erzielte, und kritisierte, dass das System zu komplex und die Hürden zu hoch seien und die Wähler:innen eigentlich gar keinen Einfluss nehmen könnten.
Doch unmöglich ist es nicht: Der Tiroler Christoph Steiner, derzeit FPÖ-Bundesrat und Gemeindevorstand von Zell am Ziller, erhielt auf der Bundesebene 6.587 Stimmen, auf Landesebene 7.746 Stimmen und im Regionalwahlkreis Innsbruck-Land 11.684 Stimmen. Damit hat er ein Grundmandat im Wahlkreis erreicht und zieht in den Nationalrat ein. Aufgrund von Steiners Vorreihung muss der landesweite Spitzenkandidat Peter Wurm das Landeslistenmandat annehmen, und der auf Platz drei der Landesliste gereihte Fabian Walch geht leer aus.
Auch Marlene Svazek, Landeshauptmann-Stellvertreterin in Salzburg und Landes-FPÖ-Chefin erreichte auf der Regionalwahlkreisliste die nötigen 14 Prozent für eine Vorreihung auf Platz 1 und damit ein Grundmandat. Sie wird dieses allerdings nicht annehmen. Zum letzten Mal gelang eine solche Umreihung 1992.
Eine einzelne Stimme mag insgesamt wenig zum Wahlergebnis beitragen, doch wie man sieht, kommt es häufig auf einzelne Stimmen an.
(Bild: Montage/Parlamentsdirektion/Christian Hikade)