Zusätzlich aber haben die Wählerinnen und Wähler die Möglichkeit, direkt Einfluss darauf zu nehmen, wer in den Nationalrat einzieht: über Vorzugsstimmen. Das Prinzip ist einfach: Wer am meisten Vorzugsstimmen bekommt, wird ganz nach vorne gereiht und bekommt somit ein Mandat.
In der Praxis ist es aber so, dass nicht nur die Hürden sehr hoch sind, sondern die Vorzugsstimmen auch noch auf der richtigen Ebene vergeben werden müssen.
Ein Beispiel: Niko Kowall kandidierte für die SPÖ auf Platz 27 der Bundesliste, auf Platz 20 der Wiener Landesliste und auf Platz 1 in seinem Regionalwahlkreis Wien Innen-West. Auf dieser Ebene erreichte er zwar 22,4 Prozent Vorzugsstimmen (erforderlich wären 14 gewesen), doch in Wien Innen-West erreichte die SPÖ kein Mandat. Kowall hätte also auf Landesebene 10 Prozent oder 22.255 Stimmen gebraucht bzw. auf Bundesebene 7 Prozent oder 70.830,76 aller abgegebenen Stimmen. Davon war er mit 8.165 (Wien) bzw. 4.071 Stimmen (Bund) weit entfernt.
Man muss seine Vorzugsstimme also auch ins richtige Kästchen schreiben. Offenbar ist das System auch für Wähler nur schwer durchschaubar, wie Kowall in einem Interview andeutete. „Mich haben z.B. im Regionalwahlkreis 16% der Leute via Kreuzerl gewählt, aber nicht einmal die Hälfte dieser 3.000 Personen hat mich wirklich ins zweite Kastl geschrieben. Das war aber das eigentliche Rennen.“