Was Energiesicherheit betrifft, treibt viele Menschen in Brüssel eine große Sorge um: Dass die EU auf diesen Wendepunkt nicht vorbereitet ist und der politische Auftrieb von Rechts- und Linkspopulisten eine konstruktive Weiterentwicklung der Union verunmöglichen.
Diese Sorge wird von einem Gefühl begleitet, dass Europa zum Nebenschauplatz wird. Die USA und China ringen in zentralen technologischen und ökonomischen Bereichen um die Vorherrschaft. Im aktuellen Krieg, den die Hamas gegen Israel begonnen hat, spricht Europa nicht mit einer Stimme und wird von keiner Seite als relevanter Akteur für die eigene Sicherheit angesehen. Europas rasche und klare Antwort auf Russlands Krieg gegen die Ukraine habe das Potenzial gehabt aufzuzeigen, was ein „geopolitisches Europa“ bedeutet. Der Krieg gegen Israel zeigt seinen Absturz, kommentierte die Politikwissenschaftlerin Nathalie Tocci: „ Europe’s approach to Ukraine held the premise of showing what a geopolitical Europe could mean. The Middle East now reveals its demise.“
Dabei liegt nicht nur auf der Hand, welche Reformen es in Europa braucht. Mittlerweile präsentieren unterschiedliche Institutionen bereits mit Blick auf die EU-Wahlen am 9. Juni 2024, welche Reformen angegangen werden müssen. Im EU-Parlament wurde jüngst ein Bericht mit einer Mehrheit beschlossen, der eine tiefgreifende Transformation der Union in Richtung „Vereinigte Staaten von Europa“ vorschlägt. Leider findet dieses Thema in Österreich kaum Widerhall. Die Schweizer NZZ schreibt etwa, dass der Trend zu einer besseren Kompetenzverteilung zwischen der EU und ihren einzelnen Mitgliedstaaten auf der Hand liegt: „Ob Pandemie, Klimawandel, Russland, China oder der Umgang mit künstlicher Intelligenz: Manche Fragen erscheinen zu groß für die einzelnen Mitgliedsländer.“