Ein Blick auf erfolgreiche Bildungssysteme wie Estland oder Singapur zeigt: Wer Talente gezielt fördert, steigert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch die gesamtgesellschaftliche Leistungsfähigkeit. Frühzeitige Identifikation, individuelle Lernverträge, gezielte Elternberatung und integrierte Talentförderstrukturen können helfen, Schüler:innen bei der Potenzialentfaltung zu unterstützen.
Österreich hingegen fällt bei internationalen Leistungsvergleichen wie PISA zurück: Der Anteil an Schüler:innen mit Spitzenleistungen liegt nur knapp über dem OECD-Schnitt und ist im Vergleich zur Schweiz oder Tschechien geringer – und, was besonders schwer wiegt, er ist zuletzt gesunken. Obwohl Österreich mit dem differenzierten Schulsystem über ein Schulsystem verfügt, das theoretisch zielgerichtete Förderung ermöglicht, die auf Basis der Leistungspotenziale und der Interessen erfolgen soll, scheint das derzeit nicht ausreichend zu gelingen. Im Gegenteil verfügt Österreich über einen relativ Hohen Anteil an Niedrigperformern (25 Prozent), dem ein Anteil von lediglich 10 Prozent an Spitzenperformern gegenübersteht.
In der Schweiz, unserem unmittelbaren Nachbarland, ist der Anteil an Niedrigperformern mit 19 Prozent deutlich geringer und der Anteil an Spitzenperformern mit 16 Prozent deutlich höher. Es ist daher davon auszugehen, dass sich mit strukturierten Maßnahmen, die die Identifikation von Begabungen und ihre Förderung verbessern, auch in Österreich der Anteil an Spitzenperformern erhöhen lässt. Dazu braucht es Maßnahmen auf der Ebene der Pädagog:innen, auf der Ebene der Schulen sowie bei der Elternarbeit und im Zusammenhang mit Vereinen und Musikschulen. All das jedoch basierend auf dem Prinzip, dass Begabungsförderung immer im Kontext einer Verbesserung des gesamten Schulsystems passieren muss.