
Gemma Gemeindetage 2025!
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Begabungen bleiben zu oft unentdeckt. Besonders in Österreich ist die Förderung von Hochbegabungen noch immer zu stark vom Engagement einzelner Lehrer:innen und damit dem Zufall abhängig. Dabei zeigt der internationale Vergleich: Eine systematische, chancengerechte Begabungsförderung stärkt auch unsere Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt.
Ein Blick in die Regierungsprogramme der letzten Jahre zeigt: Kaum eine Regierung kam ohne Bekenntnisse zur Förderung von Talenten und Begabungen aus. Doch echte Fortschritte gab es kaum. In Österreich gibt es zwar einige Programme und Möglichkeiten, die die Förderung von (Hoch-)Begabungen zum Ziel haben – etwa das Überspringen von Klassen (Akzeleration) oder Programme wie „Schüler:innen an die Hochschulen“ – doch fehlt es an einer breiten, strukturierten Strategie. Zu oft hängt die Förderung außergewöhnlicher Potenziale davon ab, ob eine Lehrkraft Talent erkennt und über bestehende Begabungsförderungsangebote Bescheid weiß. Ein Grund dafür ist, dass viele fälschlicherweise davon ausgehen, dass Schulsysteme sich primär um die Förderung schwächerer Schüler:innen kümmern sollte, da bei Begabten der Schulerfolg ohnehin automatisch passiere. Doch das ist ein Trugschluss, wie das Phänomen der „Able, Gifted and Talented Underachievers“ zeigt.
Doch was heißt „hochbegabt“ eigentlich? In den meisten Staaten – so auch in Österreich – gelten Menschen ab einem IQ von 130 als hochbegabt. Das sind etwa 2,3 Prozent der Bevölkerung. Doch Begabungsdefinitionen gibt es ausgesprochen viele. Ob kognitive Höchstleistungen, musisch-kreative Talente oder emotionale Intelligenz: Eine moderne Begabungsförderung sollte alle Dimensionen abdecken – und nicht nur auf IQ-Tests setzen. Darüber hinaus verdienen selbstverständlich nicht nur jene Schüler:innen besondere Unterstützung, die definitionsgemäß „hochbegabt“ sind, sondern auch solche, die vielleicht die Definition nicht erfüllen, aber in einem Fach besonders talentiert, interessiert und leistungsfähig sind. Und ein Blick auf die Zahlen zeigt: Das gelingt in Österreich derzeit noch nicht.
Ein Blick auf erfolgreiche Bildungssysteme wie Estland oder Singapur zeigt: Wer Talente gezielt fördert, steigert nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch die gesamtgesellschaftliche Leistungsfähigkeit. Frühzeitige Identifikation, individuelle Lernverträge, gezielte Elternberatung und integrierte Talentförderstrukturen können helfen, Schüler:innen bei der Potenzialentfaltung zu unterstützen.
Österreich hingegen fällt bei internationalen Leistungsvergleichen wie PISA zurück: Der Anteil an Schüler:innen mit Spitzenleistungen liegt nur knapp über dem OECD-Schnitt und ist im Vergleich zur Schweiz oder Tschechien geringer – und, was besonders schwer wiegt, er ist zuletzt gesunken. Obwohl Österreich mit dem differenzierten Schulsystem über ein Schulsystem verfügt, das theoretisch zielgerichtete Förderung ermöglicht, die auf Basis der Leistungspotenziale und der Interessen erfolgen soll, scheint das derzeit nicht ausreichend zu gelingen. Im Gegenteil verfügt Österreich über einen relativ Hohen Anteil an Niedrigperformern (25 Prozent), dem ein Anteil von lediglich 10 Prozent an Spitzenperformern gegenübersteht.
In der Schweiz, unserem unmittelbaren Nachbarland, ist der Anteil an Niedrigperformern mit 19 Prozent deutlich geringer und der Anteil an Spitzenperformern mit 16 Prozent deutlich höher. Es ist daher davon auszugehen, dass sich mit strukturierten Maßnahmen, die die Identifikation von Begabungen und ihre Förderung verbessern, auch in Österreich der Anteil an Spitzenperformern erhöhen lässt. Dazu braucht es Maßnahmen auf der Ebene der Pädagog:innen, auf der Ebene der Schulen sowie bei der Elternarbeit und im Zusammenhang mit Vereinen und Musikschulen. All das jedoch basierend auf dem Prinzip, dass Begabungsförderung immer im Kontext einer Verbesserung des gesamten Schulsystems passieren muss.
Doch wie können wir Talente, Begabungen und besondere Interessen besser fördern? Fünf Maßnahmen können dazu beitragen, Österreich begabungsfreundlicher werden zu lassen.
Eine chancen- und leistungsgerechte Bildungspolitik stellt nicht nur sicher, dass niemand zurückgelassen wird. Sie schafft auch Bedingungen, damit jede:r das eigene Potenzial bestmöglich entfalten kann – unabhängig vom Elternhaus, vom Wohnort oder davon, ob man das Glück hat, an eine Pädagogin zu geraten, die die Talente der Schüler:innen erkennen und fördern kann.
Die gezielte Förderung von Hochbegabungen ist kein Luxusprojekt, und sie funktioniert auch nur in Verbindung mit der Verbesserung des gesamten Bildungssystems. Sie ist eine Investition in die Zukunft einer Gesellschaft, die auf ihre Talente baut – und in der jeder Mensch die Chance erhält, seine Stärken zu entfalten.
(Bild: dorian2013/iStock)
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