Die EU-Kommission warnt in einem aktuellen Bericht vor „signifikanten Herausforderungen für die Energiesicherheit“ in Österreich. Grund und Anlass sind die fehlenden Bemühungen Österreichs, einen Ausstieg aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu finden. „Ein klarer Plan zum stufenweisen Ausstieg aus russischem Gas über die nächsten Jahre muss immer noch entworfen werden“, heißt es in dem Bericht. Diese Mahnung kommt nicht von ungefähr: Schließlich haben sich die EU-Länder ja gemeinsam darauf verständigt, aus dem Import von russischem Gas auszusteigen.
Dass Österreich immer stärker zum geo- und energiepolitischen Geisterfahrer wird, haben wir bereits an mehreren Stellen thematisiert. Tatsächlich gehört Österreich zu den letzten westlichen Volkswirtschaften, die noch signifikant Gas über die Gazprom bezieht. Auch die Süddeutsche Zeitung hat sich jüngst mit der Frage beschäftigt, wie viel Geld Österreich für russisches Gas bezahlt (SZ). 50 Euro pro Kopf und Monat betrugen die Gasimportkosten nach Berechnungen noch im Dezember. Mehr war es zu diesem Zeitpunkt nur in Litauen. „Bei den Pro-Kopf-Ausgaben für russisches Erdgas liegt Österreich in den Top 5“, zeigt SZ-Datenjournalist Markus Hametner auf Basis seiner Recherchen. Mit dabei auf den Spitzenplätzen sind Ungarn und die Slowakei.
Klar ist jedenfalls im europäischen Vergleich: Österreich ist Ausreißer und nicht Normalfall. Die Abhängigkeit von russischem Gas ist in Europa deutlich gesunken. Teils erzwungenermaßen (wenn man an die Sabotage der Nordstream-Pipeline denkt), aber teils auch aus freien Stücken.