Hinzu kommen bei Frauen oft atypische, prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie geringfügige Beschäftigung, freier Dienstvertrag sowie Leih- bzw. Zeitarbeitsverhältnis. Auch typische Frauenberufe sind schlechter bezahlt als typische Männerberufe. So waren im Jahr 2022 8,4 Prozent der unselbstständig erwerbstätigen Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen und 16,6 Prozent im Handel tätig. Vor allem der Pflegebereich ist weiblich. Bei Männern typisch sind dagegen die Warenproduktion mit 25,6 Prozent und das Baugewerbe mit 17,7 Prozent, was grundsätzlich besser bezahlt ist.
Diese Zahlen zeigen, dass es auch 113 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag noch immer Luft nach oben gibt und nach wie vor Handlungsbedarf besteht. Konkret bedeutet das den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, damit beide Elternteile auf Wunsch und bei Bedarf einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen können. Außerdem müssen Frauen beim eigenen Bildungs- und Berufsweg mehr Wahlfreiheit erlangen. Einerseits geht es darum, typische Frauenberufe auch finanziell aufzuwerten, um diese insgesamt, so auch für Männer, attraktiver zu machen und zu durchmischen. Andererseits sollten Frauen noch mehr darin gestärkt werden, in bisherige Männerdomänen wie MINT-Berufe vorzudringen, was meist höhere Gehälter und auch Führungspositionen mit sich bringt. Hierzu muss schon im Kleinkindalter und in frühkindlichen Bildungsinstitutionen angesetzt werden, um verkrustete Rollenbilder aufzubrechen.
Hinzu kommt die Notwendigkeit einer adaptierten Frauenpolitik, die die aktuellen Bedürfnisse von Frauen – ob mit oder ohne Familie und Nachwuchs – berücksichtigt. Nur wenn gleichzeitig auf der strukturellen, systemischen und gesamtgesellschaftlichen Ebene angesetzt wird, kann nachhaltige Geschlechter- und Chancengerechtigkeit erreicht werden, damit alle ein selbstbestimmtes Leben führen können.