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Musterschüler Dänemark: So geht Kindergarten

Maria Lutz
Maria Lutz

Wer glaubt, vom Kindergarten würden nur die Kleinsten profitieren, irrt gewaltig. Ein qualitativ hochwertiges, flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot kommt der gesamten Gesellschaft zugute und stärkt zudem den Wirtschaftsstandort. Musterbeispiel dafür ist Dänemark, das eines der besten Elementarbildungssysteme der Welt hat. Vieles trennt Österreichs Kindergärten vom dänischen Vorbild, nicht zuletzt die ausreichende Finanzierung. Warum Österreich endlich aufholen muss.

Photo by cottonbro on Pexels.

Was Kinderbildungs- und betreuungsplätze angeht, zeigen (uns) skandinavische Länder seit Jahrzehnten, wie es gehen kann. Als „großer Musterschüler“ sticht dabei das kleine Dänemark heraus: Aufgrund hoher Qualitätsstandards (Betreuungsquote der unter 2-Jährigen, Ganztagsangebot, Gruppengröße, usw.) und Investitionen (1,3% des BIP) ist es im EU-Vergleich oft führend.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass das dänische Elementarbildungssystem dem österreichischen bei vielen Indikatoren weit voraus ist:

Beruf vs. Familie: (K)eine Gratwanderung

Kindergärten haben einen wichtigen Anteil daran, ob die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingen kann. Neben eindeutiger Qualitätsmerkmale wie höherer Betreuungsquote oder besserer Betreuungsschlüssel sticht Dänemark im Elementarbildungsvergleich auch in diesem Bereich klar heraus. Das führt nicht nur zu einem wesentlich kleineren „Motherhood Pay Gap“, also dem Gehaltsnachteil für Frauen, der auf die Mutterschaft und z.B. Karenzzeiten zurückzuführen ist.

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Österreichs Kindergärten hingegen sind unterfinanziert und kämpfen deshalb mit großen Mängeln bei Angebot und Qualität, wie NEOS Lab Bildungsexperte Johannes Stolitzka auch in seiner Analyse über die „fehlenden Kindergärten Österreichs“ auf materie.at dargelegt hat. Vor allem im ländlichen Bereich ist der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen eklatant. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt damit in vielen Regionen Österreichs auch im 21. Jahrhundert eine kaum zu meisternde Gratwanderung.

Zudem lässt sich in Ländern wie Dänemark und Schweden beobachten, dass durch ein besseres Elementarbildungsangebot auch viel mehr Frauen die Möglichkeit bekommen, Vollzeit arbeiten zu gehen und finanziell unabhängig zu werden – was in weiterer Folge dem Arbeitskräftemangel entgegenwirkt.

Teure Aufholjagd

Insgesamt leistet sich „Musterschüler“ Dänemark mit einer hochwertigen Ausbildung und einem sehr breiten Angebot eines der besten Elementarbildungssysteme der Welt. Um Kindergärten in dieser Breite und Qualität anzubieten, müsste Österreich jährlich 5,15 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Das würde eine Steigerung von 2,25 Milliarden Euro bedeuten, wie wir in unserem aktuellen Policy Brief berechnet haben. Dafür wurden die Betreuungsangebote und -quoten analog zum dänischen Vorbild angenommen und darüber hinaus auch den den Familien die Kindergartenkosten ersetzt (das könnte in der Praxis etwa über einen Bildungsscheck oder direkt über die betreuenden Einrichtungen erfolgen). Die gerade erst beschlossene Aufstockung des Kindergartenbudgets (siehe in der Grafik) reicht hingegen bei weitem nicht aus, um den Ausbau analog zu Dänemark zu finanzieren.

Dabei wäre die durchaus teure Aufholjagd auf dem Weg Richtung Zukunft auch finanziell sinnvoll. Jeder Euro, der in den Ausbau von Kinderbildungs- und betreuungsplätzen fließt, rentiert sich mehrfach:

  • Kinder profitieren von hoher Bildungs- und Betreuungsqualität
  • hohe Arbeitsplatzqualität bei den (Elementar-)Pädagoginnen
  • Finanzielle Unabhängigkeit von Frauen
  • Mögliche Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile, was mehr Geld für die Haushalte bedeutet
  • Höhere Beschäftigungsquoten wirken dem Arbeitskräftemangel entgegen und stärken den Wirtschaftsstandort

Die skandinavischen Länder sind Österreich meilenweit voraus. Wie Österreich wirklich „Meter machen“ kann – für Kinder, Eltern und Gesellschaft – kann man im Policy Brief nachlesen.

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