Unerlässlich für Demokratie: Selbstwirksamkeit
Höchste Zeit, das Vertrauen der Menschen in Demokratie, Politik und EU zurückzugewinnen. Dafür spielen vor allem die ökonomische Situation und die Transparenz politischer Prozesse eine Rolle.
Nach wie vor sind Frauen in der Politik wenig repräsentiert. Frauenpolitische Errungenschaften wurden mühsam erkämpft. Ein Blick in die Geschichte – und ein Ausblick in die Zukunft.
Nach dem Internationalen Frauentag wird es meist schnell wieder still um die eben noch für prioritär erklärten Themen. Daher widmen wir uns in diesem Beitrag den ehemalig, aktuell und künftig in der Politik aktiven Frauen. Es geht um alte Errungenschaften und neue Herausforderungen, weil auch heute der Anteil von weiblichen Repräsentantinnen in der Politik noch ausbaufähig ist und Männer weiterhin das politische Geschehen in Österreich dominieren. Nun muss man zwar nicht zwangsläufig eine Frau sein, um sich für ihre Themen starkzumachen, dennoch braucht es mehr Frauen in Spitzenfunktionen.
Erste signifikante politische Errungenschaften von und für Frauen gehen auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. Zwar durfte die weibliche Bevölkerung erst noch nicht an politischen Versammlungen teilnehmen oder einem politischen Verein beitreten, trotzdem gelang 1902 unter Marianne Hainisch ein Zusammenschluss zum „Bund österreichischer Frauenvereine“. 1911 fanden in Wien große Demonstrationen für die Einführung des Frauenwahlrechts statt, welches 1918 dann auch in Kraft trat. In Folge der Anpassung des Wahlrechts zogen acht Frauen in den Nationalrat ein.
Von 1957 bis 1989 reichte die Palette gesetzlicher Reformen von der Einführung des Mutterschutzes über den Straftatbestand der Vergewaltigung in der Ehe, der Gleichstellung verheirateter und unverheirateter Mütter bis zur selbstbestimmten Entscheidung, einen Beruf ausüben zu können. Erst 1990 wurde mit Johanna Dohnal die erste Frauenministerin ernannt, die weitere Verbesserungen im Sexualstrafrecht, Familienrecht und Sozialrecht initiierte.
Österreich und die Welt haben sich seit 1990 rasant verändert, und so gibt es auch neue frauenpolitische Themen, wie die Bekämpfung von Hass im Netz. Neben neuen Herausforderungen warten Frauen in Österreich auch bei bereits länger bekannten Belangen wie Abtreibung, Arbeitsmarkt oder Armut auf große Maßnahmen zur Bekämpfung des strukturellen Sexismus.
Gerade in krisengebeutelten Zeiten gibt es abseits des Weltfrauentags vor allem eine Herausforderung für politische Anliegen von Frauen: mangelnde Aufmerksamkeit. Obwohl Frauen von manchen Krisen, wie der Covid-19-Pandemie oder der Teuerung, besonders stark betroffen waren und sind, mangelt es an gesellschaftlichem und politischem Bewusstsein für die ungleiche Belastung, etwa was die Aufteilung von Care-Arbeit betrifft.
Wie finden wir also einen Weg aus der Stagnation? Braucht es einfach neue Begeisterung für das Feld Frauenpolitik? Zumindest gibt es auch weiterhin viel zu tun, um die Zukunftsmusik echter Gleichstellung zum alltäglichen, ganz selbstverständlichen „Grundrauschen“ in unserer Gesellschaft zu machen – und dabei gilt: Je lauter wir darüber sprechen, desto eher findet frau Gehör. Und je mehr mitanpacken, desto schneller erreichen wir unser Ziel. Gemeinsam, denn getreu dem Dreiklang hinschauen, zuhören und anpacken können Frauen UND Männer innerhalb und außerhalb der Politik zur strukturellen und systemischen Gleichstellung der Geschlechter beitragen. Wo Bewusstsein existiert, gibt es auch Gründe zur Zuversicht. Weder Frau noch Mann muss auf den großen politischen Wurf warten, wenn sie in ihrem jeweils eigenen Wirkungsradius voranschreiten und das in der Praxis vorleben, was in der Theorie das Ziel ist.
(Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Jantzen)
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