Wird in der Politik nach der Ideologie gefragt, beschränkt sich die Frage oft auf eine simple Positionierung: Von links bis rechts. Während politische Ideologien auf der linken Seite ihre Ziele eher auf Umverteilung und Interventionismus ausgerichtet sind, sind sie auf der rechten Seite auf Kulturkämpfe und nativistische Maßnahmen getrimmt, die die soziale Ordnung der „guten, alten Zeit“ konservieren sollen. Beiden Seiten ist jedenfalls gemein, dass sie kollektiven Zwang und Staatsgewalt als Mittel zum Zweck sehen, um ihre Ideen durchzusetzen.
Konservativen und Sozialisten sei gemein, so formulierte es der österreichische Ökonom und Träger des Preises der Schwedischen Nationalbank in Erinnerung an Alfred Nobel, Friedrich August von Hayek, dass die soziale Ordnung die Folge von ständiger Beaufsichtung durch Autorität sei. Als Liberale hingegen ist dieses ständige Misstrauen gegen die Wähler_innen als Souverän der Demokratie eine Zumutung. Liberale befinden sich daher jenseits dieses simplen Links-Rechts-Spektrums, in einer eigenen Dimension von Freiheit und Selbstbestimmtheit (McCloskey, 2019). Politik ist für Liberale eben nicht der Ort, an dem eine Mehrheit eine Minderheit herumschubst und diese Mehrheit eben manchmal ein bisschen weiter links und manchmal ein bisschen weiter rechts steht. Politik muss der Ort sein, wo wir uns alle ausmachen, wie wir bei allen Unterschieden miteinander leben wollen – und das mit der größtmöglichen Selbstbestimmung.
Wenn aber nun die von Medien und Kommentatoren gerne genützte Darstellung der ideologischen Verortung von links und rechts so unterkomplex ist, wie können wir dann die liberalen Ideen von NEOS verorten? Statt nur einem Parteienspektrum (von links bis rechts) kann man mehrere Ebenen in denen sich Parteien positionieren betrachten. In der Gesellschaftspolitik - also jene Themenfelder, in denen sich entscheidet, wieviel Gestaltungsspielraum der Staat seinen Bürger_innen lässt - als Individuen zu entscheiden, wie und mit wem sie leben wollen, was sie aus ihrem Leben machen wollen und wie sie die demokratischen Institutionen organisieren. In der Wirtschaftspolitik, in der wir uns auf die Freiheitsgrade für das unternehmerische und wirtschaftliche Handeln verständigen. NEOS ist dabei eine „klassische Partei der Mitte“, gesellschaftlich libertär und wirtschaftlich liberal positioniert (vgl. Johann, Jenny, Kritzinger). Das Programm von NEOS steht und stand unter anderem für eine deutliche Steuerentlastung, eine ambitionierte Bepreisung von CO2, eine Pensionsreform zur langfristigen Sicherung des Sozialstaats, gleiche Rechte unabhängig vom Geschlecht, Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten entlang eines modernen Bildes von Familie sowie Aufstieg durch Bildung und eine radikale Reform der Parteienfinanzierung.
Für eine kleine Oppositionspartei waren unsere Forderungen und Ideen inhaltlich oftmals sehr konkret: Keine andere politische Kraft hatte etwa ein fertig durchgerechnetes Konzept zur CO2-Bepreisung bzw. zu einer umfassenden Steuerentlastung in Österreich.
Ein Kernwert von NEOS, evidenzbasiert zu Lösungen für die Herausforderungen beizutragen, ist hier immer wieder zum Tragen gekommen.