Was sich viele Menschen nicht vorstellen konnten, ist seit Ende Februar Realität, ein Krieg in Europa. Der Russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist der größte militärische Konflikt auf europäischen Boden seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Als Reaktion darauf wurde nicht nur das bisher größte Sanktionspaket von EU-Staaten geschnürt, auch sicherheitspolitisch wurden in kurzer Zeit Maßnahmen gesetzt, die lange als undenkbar galten. Schweden lieferte erstmals seit dem 2. Weltkrieg Waffen an ein Land, das in Kriegshandlungen verwickelt ist, Deutschland beschloss eine Modernisierung der Bundeswehr um 100 Mrd. Euro und die Schweiz, die noch 2014 nach der Besetzung der Krim keine Sanktionen verhängte, übernahm das Sanktionspaket der EU. In allen europäischen Staaten werden derzeit Debatten über die Sicherheitspolitik geführt. Für neutrale oder bündnisfreie Staaten wie Irland, Schweden, Finnland oder Österreich stellt sich die Frage, ob und wie die Neutralität weiterhin die Interessen des eigenen Landes schützt und ob, wie in Schweden oder Finnland in Diskussion, ein NATO-Beitritt zu einer Stärkung der Sicherheit führen würde.
Diese Fragen stellen sich auch in Österreich, jedoch ist der politische Wille zur Diskussion überschaubar. Bundeskanzler Nehammer möchte die Debatte beenden, noch bevor sie gestartet wurde, die FPÖ (und für kurze Zeit auch die SPÖ) lehnt eine Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Verweis auf die Neutralität ab. Der Begriff Neutralität wird hierbei sehr schwammig und als Synonym von Haltungslosigkeit verwendet. In Europa herrscht Krieg und, ob Österreich will oder nicht, Sicherheitspolitik wird auf absehbare Zeit ein Thema bleiben. Damit stellt sich auch die Frage, wie wir unsere Neutralität ausgestalten. Folgende vier Grundsätze können dabei beachtet werden: