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Sollte, hätte, würde, könnte – Das Leben ist kein Konjunktiv

Ein Gast-Blogbeitrag von Christiane Körner

Christiane Körner, Mitglied im Landesvorstand der JUNOS Wien, NEOS Bezirksrätin sowie stv. Klubvorsitzende NEOS Simmering. Sie bloggt über ihre Erfahrungen in der Bezirkspolitik und die Verwendung des Konjunktivs 2 – der „Würde“-Form.

„Benutzen Sie diese Form […] wirklich nur in besonderen Ausnahmen, […] Sonst […] könnte man Sie falsch verstehen!”[1]
Es ist so einfach und es passiert mir ständig. „Wenn es keine Umstände macht, könnte ich vielleicht etwas dazu sagen?” Ich bin die unangefochtene Meisterin darin, sich hinter Konjunktiven zu verstecken. Christiane Körner, first of her name, Queen of „Könnte”, Mother of „Sollte”. Sie sind wie eine Wattemauer, die mich davor schützt mit meiner Meinung nach außen zu treten. Man könnte mich dann hören. Man könnte mir eine Frage stellen. Ich könnte die Antwort nicht wissen. Man könnte mit dem Finger auf mich zeigen und laut lachen. Und in der Realität? Man wird mir zuhören. Man wird mir Fragen stellen. Ich kann die Antwort (nicht) wissen. Niemand wird mit dem Finger auf mich zeigen und lachen.

Vom Gestammel eines jungen Dings
Seit nunmehr fast zwei Jahren bin ich Bezirksrätin. Diese Position allein wird von vielen belächelt und ich muss zugeben, manchmal zu Recht. Seit fast zwei Jahren springe ich mindestens vier Mal im Jahr öffentlich über meinen Schatten und trete für meine Meinung ein. Trete für das ein, was mir wichtig ist. Das Ganze vor 59 anderen Bezirksräten, viele von ihnen männlich und doppelt so alt wie ich. Bei den Begrüßungen wird mir die Hand zerquetscht, während man sich nach meinem Klubobmann umsieht. Er lässt seine Stellvertreterin frei herumlaufen. (Disclaimer: die Entscheidung wer Obmann/frau und wer Stellvertreter_in wird, wurde von uns entschieden. Die Entscheidung fiel aus Zeitgründen so aus, nicht aufgrund von Geschlechterrollen.)

Die Sitzung beginnt also. Mir „jungem Ding” wird zum Geburtstag gratuliert. Mir „jungem Ding“ wird sofort vom Nachbarn ins Ohr gebrüllt so etwas zu sagen sei sexistisch. Die Hand bleibt dabei auf meiner Rückenlehne liegen an der man sich festhalten kann, damit man samt Sessel beim Schaukeln nicht umfällt. Dass ich mich dadurch eingeschränkt fühle, tut nichts zur Sache. Immerhin wurde ich gerade so stark verteidigt, dass mir die Ohren klingeln.

Ich habe eine Rede vorbereitet. „Es wäre doch ein schönes Zeichen, wenn wir uns vielleicht alle gegen GIS Gebühren aussprechen”, stammle ich, denn ich wurde abgelenkt. Kurz bevor ich mich zum Rednerpult drehe, höre ich es „Ma, die schaut aber wieder bes” auf der Vorsitzendenbank tuscheln. Abgelenkt von diesem Kommentar vergesse ich die Hälfte. Die Resolution wird abgelehnt. To be fair, das wäre sie wahrscheinlich auch ohne meinem zusammenhangslosem Gestammel.

Was ich damit sagen will
Es ist nicht leicht sich als Frau, in meinem Fall als junge Frau, gegen doppelt so alte Männer zu behaupten, die schon länger in der Politik beschäftigt sind, als ich am Leben bin. Die richtige Wortwahl hilft. Ich habe begonnen sehr darauf zu achten sämtliche könnte, würde, hätte und sollte aus meinem Wortschatz zu verbannen und von meinem Konjunktiv-Thron zu steigen. Denn es macht einen Unterschied.

[1] https://www.beste-tipps-zum-deutsch-lernen.com/konjunktiv-1/

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