Nicht nur, aber besonders am Weltflüchtlingstag sollten wir uns daran erinnern den Diskurs bezüglich der Flüchtlingsproblematik nüchtern und sachlich zu beobachten und zu diskutieren. Der Diskurs wird leider durch reißerischere Aussagen oft verzerrt. Dies passiert auch, wenn man den angeblichen „NGO – Wahnsinn“ und dessen Narrativ betrachtet. Dieser Narrativ bedient sich dreier Argumente, welche einzeln widerlegt werden können.
- Search and Rescue (SAR) NGOs, welche in der Nähe der lybischen Küsten operieren, werden zu Pull-Faktoren und verleiten immer mehr Menschen zum Überqueren des Mittelmeers. Hier gibt es allerdings keinen kausalen Zusammenhang. Vielmehr sind die wirtschaftlichen und politischen Krisen vorrangige Pull-Faktoren. Dass SAR NGOS nicht an der steigenden Anzahl der Menschen schuld sein können, lässt sich zudem leicht am Beispiel der Marokko-Route beweisen. Hier kam es zu einer Steigerung der Migrant_innenzahlen um 46%, obwohl hier keinerlei SAR NGOs operieren.
- NGOs unterstützten unabsichtlich kriminelle Personen, indem sie Schmuggler dazu verleiten instabilere Boote und gefährlichere Taktiken zu benutzen. Auch hier gibt es keinen kausalen Zusammenhang. NGOs verursachen dies nicht, sondern antworten auf dieses Phänomen. Die Qualitätsminderung bei den Booten lässt sich seit 2013 beobachten und hat ihre Ursachen in der chaotischen politischen Situation in Libyen. Die gefährlicheren Taktiken haben ihre Ursachen in der europäischen Anti-Schmuggler Operation, EUNAVFOR MED.
- NGOs machen die Überquerung des Mittelmeers für die Flüchtlinge noch gefährlicher. Hier ist das Gegenteil wahr. Es gibt eine negative Korrelation zwischen den Abstieg der Todesrate und der steigenden Anzahl von SAR NGO (siehe: auch hier)
Man sollte nicht nur an diesem Tag, aber besonders heute, daran erinnern, den Diskurs bezüglich des Themas sachlich zu führen. Nähere Informationen sind hier zu finden.