„Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen.“ Das Zitat des altgriechischen Generals und Historikers Thukydides drängt sich auch dieser Tage auf. Bei zwei wichtigen internationalen Treffen haben US-Vertreter nicht nur klar gemacht, dass die USA „die Starken“ seien, sondern auch, dass Europa Schluss machen muss mit seiner Schwäche.
Beim NATO-Treffen in Brüssel am 13. Februar und der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) von 14. bis 16. Februar 2025 bestätigten sich die bisherigen Befürchtungen, dass sich die USA unter Trump 2.0 mit ihrem isolationistischen und zugleich imperialistischen Kurs nicht mehr wie bisher für die Sicherheit in Europa einsetzen werden. „Ein neuer Sheriff ist in der Stadt“, lautete die Ankündigung von US-Vizepräsident J.D. Vance. „Diese Rede hätte auch Wladimir Putin halten können“, zitiert der Economist einen Teilnehmer der MSC.
Nach den zahlreichen Weckrufen der letzten Jahre brachten zwei Reden von US-Regierungsvertretern nun einen harten Realitätscheck für die europäische Sicherheitspolitik: Der US-amerikanische Verteidigungsminister Pete Hegseth in Brüssel und der US-Vize-Präsident J.D. Vance in München waren dabei in der Botschaft unmissverständlich und im Stil schroff. Klar ist: Für die USA liegt die Sicherheit in Europa nicht mehr im Fokus. Unter Trump 2.0 verfolgen die bisherigen westlichen Verbündeten USA und Europa zwei diametral entgegengesetzte Sicherheitspolitiken. Die USA stellen deutlich klar, dass sie sich künftig im indopazifischen Raum engagieren wollen. Europa spielt in diesen Überlegungen keine große Rolle mehr.
So forderte der US-Verteidigungsminister Hegseth beim NATO-Treffen am Donnerstag in Brüssel wie schon zuvor Donald Trump die Erhöhung der nationalen Verteidigungsausgaben der NATO-Mitgliedsländer auf 5 Prozent und drohte mit einem möglichen Rückzug der US-Truppen aus Europa. Die Reaktion der NATO-Partner: Sowohl der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz als auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius wiesen neben anderen europäischen Teilnehmer:innen dieses 5-Prozent-Ziel als unrealistisch ab. NATO-Chef Mark Rutte spricht von „deutlich über 3 Prozent“ als mögliches Ziel für die NATO-Länder. Nicht einmal die USA würden mit ihrem Verteidigungsbudget – unter 4 Prozent ihres BIP – ihr eigenes Ziel erreichen, stellte der deutsche Verteidigungsminister mit seiner Spitze fest, womit er auch recht hat.