Trotz Trumps nach wie vor bestehender Unberechenbarkeit wird erwartet, dass unter „Trump II“ der isolationistische Kurs vertieft wird. Das heißt, es besteht Sorge, dass sich die USA voraussichtlich aus den internationalen Organisationen UN und NATO größtenteils zurückziehen werden. Noch vor seiner Inauguration am 20. Jänner 2025 hat Trump in einem TV-Interview den NATO-Partnern gedroht, selbst aus der NATO auszutreten, wenn diese ihr Verteidigungsbudget nicht erhöhen. Auch wird befürchtet, dass Trump weit weniger als der noch amtierende demokratische Präsident Joe Biden die Ukraine gegen den russischen Angriff unterstützen wird. Andererseits erwarten viele Kommentator:innen, dass Trump bloß sein Verhalten als „Bully“ verstärken wird. Drohungen wie der Rückzug aus der NATO seien also nicht wirklich ernst zu nehmen, sondern sollen Druck ausüben.
Und auch bezogen auf die Konflikte und Kriege im Nahen Osten wird Trump nicht gerade Deeskalation als mögliche Handlungsstrategie zugeschrieben. Hatte Biden vom israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu noch die Wahrung der Menschenrechte bei der israelischen Selbstverteidigung und Rückholung der Geiseln aus den Fängen der Terrororganisation Hamas gemahnt, wenn auch mit wenig Erfolg, so könnte Trump ab Jänner Netanjahu freies Geleit für dessen autokratischen sowie ungezügelten Kurs bieten. Das könnte die bereits bestehenden katastrophalen Zustände in Gaza zusätzlich verschärfen. Zu Trumps zukünftiger Syrienpolitik nach dem aktuellen Umsturz gibt es derzeit nur Vermutungen, doch auch hier deutet sich an, dass Trump keine aktive Rolle anstrebt.
Für Europa selbst könnte ein möglicher Handelskrieg mit den USA die wirtschaftliche Lage drastisch verschlimmern. So gesehen war die an Trump und nicht an Biden gerichtete Einladung zur Eröffnung der wiedererrichteten Kathedrale Notre-Dame Anfang Dezember in Paris ein kluger Schachzug des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Schließlich kam es zu einem persönlichen Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und zu einem Wiedersehen mit anderen Ehrengästen, quasi unter guten alten Bekannten.