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Zur neuen Studie: „You had one job“ – Braucht man überhaupt Plattformen?

Ein Gast-Blogbeitrag von Wolfgang Spiess-Knafl

Es gibt momentan ein Narrativ,...

...dass technologischer Wandel derart exponentiell vonstatten geht, dass sich die daraus resultierenden Vorhersagen förmlich überschlagen. 40, 50 oder sogar 80% aller Jobs werden bald verschwunden sein. Das bedingungslose Grundeinkommen muss schon besser heute als morgen eingeführt werden.

In der Realität sieht das Bild doch etwas anders aus:

  • Das Produktivitätswachstum ist trotz aller technologischen Entwicklungen auf dem geringsten Stand seit 50 Jahren.
  • Der Fachkräftemangel ist auf dem höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982.
  • In der USA befindet sich der Berufsgruppenumschlag („Wechsel vom Hufschmied zum Automechaniker“) auf dem geringsten Stand seit 1850.

Gleichzeitig haben wir das Problem, dass die Diffusion von Technologien sehr ungleich verteilt ist. Die OECD spricht von „frontier firms“, die starkes Produktivitätswachstum aufweisen, und „nonfrontier firms“, die einen geringeren Zugang zu aktuellen Verfahrensweisen, Technologien und Skills haben und dadurch ein geringeres Produktivitätswachstum haben.

Plattformen, die sich auf die Allokation von Skills fokussiert haben, können durchaus einen Beitrag zur schnelleren Verbreitung von Technologien, Ideen und Know-How leisten.

Gleichzeitig ist es offensichtlich, dass Plattformen sowohl entry-level jobs als auch flexible Arbeitsformen anbieten können. Uber oder Foodora bieten zum Beispiel Arbeitsmöglichkeiten im entry-level Segment an. Das erklärt wohl auch teilweise, wieso etwa 68% der Uber-Fahrer nach einem halben Jahr nicht mehr auf der Plattform aktiv sind. Übersetzungen, Korrekturen oder kreative Arbeiten lassen sich auch zu Hause und flexibel abarbeiten.

Insofern spricht einiges dafür, Plattformen zu unterstützen, wobei einige Themen noch einer Lösung bedürfen. Die über Plattformen generierten Einkommen sind in der Regel noch wenig verlässlich und planbar. Eine Kreditfinanzierung für den Hausbau oder Immobilienkauf wird damit ähnlich schwierig wie die Sicherheit, eine Familie zu gründen.

Es gibt in ganz Europa arbeitsrechtliche Debatten über den Status der „platform worker“. Natürlich haben sie mehr Flexibilität in der Arbeitsweise und können auch Aufträge ablehnen, aber so richtig selbstständig sind sie dann doch nicht.

Dazu kommt das weitgehende Fehlen passender Sozialversicherungssysteme, das in Teil 3 vorgestellt wird. Ein viertes Thema ist etwas, das man am besten unter dem Begriff „lebenslanges Lernen“ zusammenfassen kann. Angestellte haben in der Regel interne Weiterbildungsmöglichkeiten (9 Kursstunden im österreichischen Schnitt). Das wird in der Regel bei „platform workers“ so nicht angeboten und stellt ein Problem im Sinne einer lebenslangen Beschäftigungsfähigkeit dar.

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