Mit Blick auf den zweijährigen Krieg haben die EU-Mitgliedstaaten und -Institutionen eine überwiegend abgestimmte, jedoch teilweise unentschlossene Politik gegenüber der Ukraine verfolgt, wenn man vor allem die militärische Hilfeleistung aus dem vergangenen Jahr in Betracht zieht. In diesem Jahr könnten die politische Unentschlossenheit und der Wechsel der politischen Führung in Europäischen Institutionen und manchen EU-Ländern zur weiteren Kluft im Ansatz gegenüber der Ukraine sowie dem russischen Angriff gegen die Ukraine begünstigen. Ein strategischer Konsens über das endgültige Ziel, das die Ukraine in diesem Krieg verfolgen soll, fehlt nach wie vor. Gemäß ihrer eigenen Definition zielt die Ukraine auf die Wiederherstellung ihrer international anerkannten Grenzen von 1991 ab. Auf der anderen Seite beharrt Russland auf seinen ursprünglich deklarierten Zielen der „Entnazifizierung und Demilitarisierung“ der Ukraine sowie auf der internationalen Anerkennung der Krim als Teil Russlands und der Eingliederung der vier ukrainischen Oblaste in die Russische Föderation. Diese gegensätzlichen Zielsetzungen verdeutlichen die tiefen geopolitischen und geostrategischen Gräben, die den Krieg prägen, und unterstreichen die Komplexität einer aus heutiger Sicht unmöglichen diplomatischen Lösung, die sowohl die Souveränität der Ukraine als auch die sicherheitspolitischen Entwicklungen in der gesamten Region berücksichtigt.
(Bild: vadimrysev/iStock)