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Ein paar Plätze mehr am Tisch

Warum die Europäische Union erwachsen werden muss, um wachsen zu können.

Lukas Sustala
Lukas Sustala
NEOS Lab Blog Header Kolumne Sodala - Lukas - 09-2025-1600x899

Letzte Woche hat offiziell der Fasching begonnen. Damit fängt traditionell auch eine Zeit der größeren Feiern und Feste an. Und so manche größere Feier im Familien- oder Freundeskreis versinnbildlicht dieser Tage den Zustand der EU. Nicht nur, weil alle durcheinander reden, manche ihre alten Fehden auspacken (etwa über das Budget) und wieder andere lieber über Belangloses wie den Nachtisch sprechen wollen.

Nein, bei dieser etablierten Feier wollen noch mehrere dabei sein. Und irgendwie weiß man noch nicht so recht, wie und ob das möglich sein kann. Stellt man noch zwei, drei alte Sessel mit an den Tisch, die oben auf dem Dachboden verstauben? Wird jemand an den Katzentisch gesetzt? Oder investiert man endlich in einen größeren Tisch, an dem alle Platz haben?

Gemeinsames Haus Europa

Genau da steht Europa heute. Die EU will wachsen – und das ist gut so. „Wir könnten Europa zum ersten Mal unter einem gemeinsamen Haus vereint sehen, aber das bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen“, sagte EU-Erweiterungskommissarin Marta Kos auf einem Erweiterungsgipfel, der letzte Woche in Brüssel stattfand. „Politische Zeitfenster öffnen und schließen sich“, sagte sie bei der Rede an die Freiheit im Parlament.

Für Länder wie die Ukraine, Moldau oder die Staaten des Westbalkans ist die Erweiterung keine diplomatische Fußnote, sondern eine Lebensversicherung. Für Europa und Österreich ist Erweiterungspolitik längst Zukunftspolitik: nicht nur, weil Österreich politisch und wirtschaftlich besonders eng mit der Region verflochten ist, sondern auch weil Europas Sicherheit von stabilen Nachbarn abhängt. Das weiß Europa, das weiß aber auch Europas geopolitischer Widersacher im Kreml.

Platz für neue Gäste

Aber klar ist auch: Wer mehr Gäste einlädt, sollte vorher das Haus in Ordnung bringen. Noch immer lähmen etwa Vetos wichtige Entscheidungen, das EU-Budget finanziert zu viel Vergangenheit und zu wenig Zukunft, und in zentralen Fragen – von der Außenpolitik bis zur Migration – blockieren sich die Mitglieder der Union gegenseitig. Eine Erweiterung ohne Reformen wäre, als würde man neue Stühle an einen wackeligen Tisch stellen.

Die gute Nachricht: Beides kann gelingen. Eine EU, die sich erneuert und gleichzeitig öffnet, wird stärker, nicht schwächer. Sie kann zeigen, dass Integration kein Selbstzweck ist, sondern ein Werkzeug für Frieden, Wohlstand und Selbstbehauptung in einer raueren Welt.

Wenn die EU also bald wieder am großen Tisch sitzt, sollte sie den Platz für neue Gäste vorbereiten – und das Fundament gleich mit erneuern. Dann wird aus der Familienfeier kein Chaos, sondern ein Fest der Zukunft.

Und vielleicht sagt man dann wie bei vielen Festen im Familien- oder Freundeskreis: „Früher war’s kleiner. Aber heute ist es besser.“

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