COP30: Ist die Klimadiplomatie kaputt?
Was bringt die UNO-Klimakonferenz?
Die Klimadiplomatie steckt fest – dabei gäbe es einfache Lösungen. Familienfeste machen es vor.

Die COP 30 in Belém zeigt eine unbequeme Wahrheit: Die internationale Klimadiplomatie steckt fest. Mehr als drei Jahrzehnte multilateraler Verhandlungen haben wichtige Fortschritte gebracht, aber das derzeitige Format stößt an seine Grenzen. Ein aktueller Policy Brief im NEOS Lab bestätigt diesen Befund – und die Botschaft ist klar: Die Klimadiplomatie bringt nichts mehr weiter.
Der Grund liegt auch im Design der Gespräche. Weltweite Formate der Diplomatie suchen fast zwangsläufig den kleinsten gemeinsamen Nenner, von den USA bis zu den Fidschi-Inseln. Doch bei der Energiewende führt dieses Prinzip regelmäßig in die Sackgasse. Denn wie sollen sich Staaten, deren Reichtum auf Öl oder Gas basiert, ernsthaft auf ein Aus fossiler Energieträger einigen? Oder Schwellenländer auf teure Energieinvestitionen, wenn es am Grundsätzlichen fehlt? Dieser Konflikt ist strukturell – und er wird mit jeder neuen Runde der COP sichtbarer.
Und ab hier wird es ein wenig wie im echten Leben: Dieser Tage werden viele Menschen zu der einen oder anderen Weihnachtsfeier im sehr großen Kreis eingeladen, ob mit Freunden, Verwandten oder Kollegen. Würde es wie bei der Klimadiplomatie laufen, wären nicht nur alle eingeladen, sondern alle würden mitreden. Das kann dazu führen, dass sich niemand traut, den ersten Schritt zu setzen, oder aber, dass jede kleine Frage von allen im wahrsten Wortsinn „zerredet“ wird. Wenn jede Entscheidung die Zustimmung aller braucht, endet die Diskussion oft dort, wo auch Familienfeste manchmal enden: beim sichersten, aber wirkungslosesten Kompromiss, dem Status quo. „Machen wir es doch wie im Vorjahr“.
Wenn jede Entscheidung die Zustimmung aller braucht, endet die Diskussion oft dort, wo auch Familienfeste manchmal enden: beim sichersten, aber wirkungslosesten Kompromiss, dem Status quo.Lukas Sustala, Leiter Thinktank und Familienfest-Profi
Dabei liegt die Lösung näher, als es scheint. Fortschritt entsteht oft in kleinen Gruppen – dort, wo ein paar Mutige vorangehen, statt auf das große Einvernehmen zu warten. Bilaterale Allianzen, regionale Kooperationen, Koalitionen der Willigen: Wenn sie erfolgreich sind, werden sie zum Vorbild. Andere schließen sich an, weil es funktioniert, nicht weil sie müssen.
Vielleicht ist das die eigentliche Lehre von Belém: Die Welt braucht nicht einen Konsens von allen, sondern Bewegung von einigen. Und manchmal beginnt Veränderung nicht auf der großen Bühne, sondern an einem kleinen Tisch davor.