Die positiven Effekte von früher Kinderbetreuung bzw. von frühkindlicher Bildung sind in der Forschung weitgehend bekannt. Hier ist es besonders wichtig zu sehen, dass die Effekte auf mehreren Ebenen wirken. Denn die frühkindliche Bildung eines Kindes hat positive Auswirkungen nicht nur auf das Kind selbst, sondern auch auf Mütter, den Arbeitsmarkt u.v.m.
Einerseits haben Studien und Daten der OECD gezeigt, dass Kinder mit intensiver frühkindlicher Bildung bessere Ergebnisse bei PISA-Tests vorwiesen als ihre Mitschüler_innen und andererseits höhere Bildungsabschlüsse, niedrigere Kriminalität, sowie bessere Karrierechancen bis hin zu gesünderem Lebensstil vorzeigen konnten. Doch genauso wichtig sind die positiven Effekte für Eltern und insbesondere Mütter, die es in Österreich oft schwer haben gegenüber der männlichen Bevölkerung Karrierechancen und Erziehung unter einen Hut zu bringen. Denn in Österreich lassen die Öffnungszeiten und Schließtage der Kinderkrippen und Kindergärten oft zu wünschen übrig. Somit gibt es zwar ein großes Kinderbetreuungsangebot, die Öffnungszeiten lassen jedoch oft nur eine Teilzeitanstellung der Mütter zu. Das stärkt eine Ungleichstellung von Frauen nicht nur am Arbeitsmarkt, da Karrieresprünge besonders bei langer Teilzeitbeschäftigung schwieriger zu erreichen sind. Die genauen Folgen von Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte hat Dieter Feierabend in einem NEOS Lab Blog schon vor einigen Wochen genauer dargelegt.
Aber kurz zusammengefasst, erreicht Österreich kläglich nicht die 2002 beschlossenen EU-weiten Barcelona-Ziele für Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung um gerechte Bildungschancen für alle Kinder und Abbau von Hemmnissen, die Frauen vom Erwerbsleben abhalten zu stärken. Die Betreuungsquote bei unter 3-Jährigen liegt bei gerade einmal 23%, und damit 10% unter dem Barcelona-Ziel von 33%. Hier fehlt es schlichtweg an einem Vollzeitangebot, dass eine höhere Betreuungsquote erlauben würde. Denn besonders bei den unter 3-jährigen gibt es die Chance durch eine qualitativ hohe frühkindliche Bildung Effekte aufgrund des sozioökonomischen Hintergrunds, wie auch generelle negative Bildungseffekte abzufangen. Zudem würde es Mütter einen früheren Wiedereintritt in das Erwerbsleben ermöglichen.
Hier macht es Dänemark Österreich vor. Über 66% (2019) der Kinder unter 3 Jahren sind in einer staatlichen oder privaten Kinderbetreuung. Und während in Österreich im Coronajahr 2020 die Zahlen der Kinderbetreuung (21%, laut Statistik Austria: 27,6%) sanken, sind sie in Dänemark (67.7%) sogar gestiegen. Österreich reiht sich somit weiterhin nicht nur hinter dem Barcelona-Ziel ein, sondern ist auch weit unter dem EU-Schnitt, wie unsere Grafik zeigt. Dänemark hat gleichzeitig - im Gegensatz zu Österreich - eine hohe Vollzeitbeschäftigungsquote von Frauen und eine weit niedrigere Teilzeitquote als Österreich (laut Eurostat: trauriger 2. Platz in der EU mit 47,1%).