Österreichs Impfkampagnen erreichen trotz vieler Lippenbekenntnisse für "zielgruppenspezifische Kampagnen" die Risikogruppen offenbar nicht ausreichend. Das könnte uns auch weiterhin schwierige Zeiten verschaffen. Omikron ist deutlich ansteckender als bisher bekannte Varianten, und könnte bei einer schnellen Durchseuchung auch die kritische Infrastruktur bedrohen. Das kann schlussendlich auch dazu führen, dass andere Länder mit deutlich milderen Maßnahmen als Österreich durch die nächsten Wochen kommen werden und somit wirtschaftlich besser durch die Krise.
Wie kann sich nun Österreich gegen eine Überlastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur stellen? Der CSH hat in seinem Ende 2021 erschienenen Policy Brief drei Strategien gegen Omikron geschildert:
- Containment und Impfkampagne
- Verlangsamung der Durchseuchung
- "Laufen lassen" - schnelle Durchseuchung
Die Gefahren einer unkontrollierten Durchseuchung sind offensichtlich. Sie würde riskieren, die Spitäler erneut zu überlasten, und auch einen Personalausfall in der kritischen Infrastruktur durch Krankheit, oder Quarantäne, zu verursachen. Der CSH warnt auch, dass diese Überlastung der Spitäler auch die Versorgung von anderen Krankheiten verschlechtern und so die Übersterblichkeit in Österreich noch zusätzlich erhöhen könnte. Für Containment und eine schnelle Impfkampagne ist es allerdings zu spät um Omikron abzufangen.
Aufgrund des chaotischen Pandemiemanagements und der fehlenden Durchimpfung der Risikogruppen müssen wir uns wohl auch noch länger mit Maßnahmen auseinandersetzen, mit all ihren negativen Effekten auf die Wirtschaft, die (psychische) Gesundheit und die politische Polarisierung. Während sich die Politik mit Kleinklein aufhält – etwa einer Sperrstunde um 22 Uhr oder einer Maskenpflicht im Freien – wird eine zentrale Maßnahme vergessen: eine zielgruppenspezifische Impfkampagne mit Fokus auf die ältere Bevölkerung – wie von den meisten Wissenschafter_innen und dem CSH empfohlen –, um zukünftige Systemüberlastungen effektiv zu verhindern.