Das System Europa ist komplex ist und daher den Bürger:innen oft schwer vermittelbar. Der Entstehungszyklus eines europäischen Gesetzes von der Idee bis zum Inkrafttreten hat so viele formelle Stationen, dass es nicht diesen einen Zeitpunkt gibt, wo ich über dieses Gesetz kommunizieren kann. Ich kann also nicht von Bürger:innen erwarten, dass sie wissen, wie der aktuelle Stand von diesen Prozessen ist. Das ist das Problem, wenn man in einem demokratischen Kunstwerk wohnt.
Dennoch sollte man nicht den Kopf in den Sand stecken. Am besten fängt man bei sich selbst an: in jeder Situation über den Mehrwert von Europa zu sprechen, denn es gibt keine Alternative zur EU. Wir müssen alle verstehen, dass Europa kein Fremdkörper ist – Europa, das sind wir alle.
Zusammen ist man einfach weniger allein. Für diese Haltung braucht man keine Europaenthusiastin zu sein. „In Vielfalt geeint“ ist ein Leitspruch, der meint, dass wir menschlich, kulturell, wirtschaftlich etc. gemeinsam um vieles reicher sind. Persönlich pflege ich ein sehr ausgeprägtes Freiheitsverständnis und bin überzeugt, dass wir in diesem Europa freier leben, als das vermutlich in Summe jedes andere Volk der Welt kann. Es ist im Alltag vermutlich einfach schon viel zu selbstverständlich geworden, welche Freizügigkeit uns die EU erlaubt. Kassenschlager wie die Abschaffung der Roaminggebühren, oder die Personenfreizügigkeit mit Erasmus können von älteren Generationen lebensweltlich anders eingeordnet werden, weil sie die Zeit davor präsenter erinnern. In Österreich wird sich das weniger vergegenwärtigt, vielleicht auch weil wir verwöhnt sind. In unserem Alltag ist Europa nämlich überall greifbar.