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Lehrer:innenmangel: Kommen nun Selbstlern-Schulklassen?

Clemens Ableidinger
Clemens Ableidinger

Nächste Woche ist es so weit: In Ostösterreich öffnen die Schulen wieder ihre Pforten. Aber nicht für alle. Aufgrund der Pensionierungswelle war das letzte Schuljahr für viele Lehrer:innen wirklich das letzte Schuljahr.

Die Pensionierungswelle rollt, darauf können sich alle Beobachter:innen der österreichischen Bildungspolitik einigen. Ob ihr Höhepunkt bereits letztes Jahr überschritten wurde, oder ob er uns noch bevorsteht, da scheiden sich freilich die Geister. Während das Bildungsministerium von einer Abflachung der Pensionierungskurve ausgeht, prognostiziert die Lehrergewerkschaft, dass der Großteil der Pensionierungen im Jahr 2026 erfolgen wird. Für die Realität in der Schule und für die Unterrichtsqualität sind das freilich Detailfragen, denn an der Tatsache, dass zu viele Lehrer:innen aufhören und zu wenige Lehrer:innen nachkommen, ändert das nichts.

Spät, aber doch hat die Bundesregierung daher Quereinstiegsinitiativen gestartet. Das ist auch gut, denn Quereinsteiger:innen können eine gute Ergänzung im Lehrkörper sein und einen Beitrag zur Linderung des Mangels leisten. In ihrer Gesamtheit können sie jedoch nur ein Element einer größeren Attraktivierungs-Initiative sein, die die Lehramtsausbildung sowie vor allem den Lehrer:innenberuf grundlegend verändern muss. Die Alternative wären dann wohl „Selbstlernklassen“, die ganz ohne Pädagog:in auskommen. Angesichts der Relevanz guter Lehrer:innen für den Lernerfolg der Schüler:innen ist das allerdings eine wenig taugliche Option.

Lehrer:innen zu Flügelhebern machen

Doch wie wird das Lehramt wieder zu einem attraktiven Beruf? Dazu lohnt ein Blick darauf, was Lehrer:innen als außerpädagogische Belastungen empfinden. Wie eine Studie der Bildungsinitiative „Talente blühen!“ ergeben hat, sind es vor allem der hohe Verwaltungsaufwand und die Bürokratie, die das Lehrerdasein erschweren. Dazu kommt ein Mangel an Unterstützungspersonal, sowohl administrativer und sozialpädagogischer/psychologischer Art. Lehrer:innen müssen somit viel zu oft sehr viele Rollen auf einmal spielen, die der Therapeutin, des Sekretärs, des Integrationsbeauftragten und der Sozialarbeiterin. Und irgendwann sollten sie auch ihren Gegenstand unterrichten.

Zu allem Überfluss ändert sich das auch in der gesamten Lehrer:innenlaufbahn nicht. Denn Auf- und Umstiegsmöglichkeiten sind fast keine vorgesehen. Mit einer modernen Arbeitswelt hat das also fast nichts zu tun.

Was man tun könnte

Das muss freilich nicht so bleiben. Denn eigentlich müsste der Lehrer:innenberuf einer der schönsten der Republik sein. Dazu braucht es aber eine Art Doppelbewegung: zurück zur Kernaufgabe und nach vorn in die moderne Arbeitswelt. Dafür ist Folgendes nötig:

  1. Die Entbürokratisierung des Lehrer:innenberufs, auch durch Stärkung der schulischen Autonomie
  2. Der Ausbau von administrativem und sozialpädagogischem Unterstützungspersonal in den Schulen
  3. Die Schaffung von Karrierepfaden im Lehrer:innenberuf, durch Einführung eines „mittleren Managements“ sowie der Aufwertung der stellvertretenden Schulleitungen
  4. Eine Veränderung der Lehramtsausbildung, die mehr berufliche Flexibilität ermöglicht

Davon profitieren nicht nur (angehende) Lehrer:innen, sondern am Ende des Tages auch die Schüler:innen.

(Bild: Firefly AI)

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