Dazu gehören sowohl in Estland als auch in Finnland im Übrigen auch Reifeprüfungen am Ende der Schullaufbahn. Bei aller berechtigten Kritik an zentral vorgegebenen Leistungszielen und deren Erhebung: In fast allen OECD-Ländern, die schulische Autonomie mit externen Leistungserhebungen – zum Beispiel in Form von Reifeprüfungen – verbinden, haben sich die Leistungen der Schüler:innen verbessert, worauf der Bildungsökonom Ludger Wößmann kürzlich in einem Vortrag in Wien hinwies. Zu den Ausreißern, deren Leistungsbilanz seit Jahren nach unten zeigt, gehören Deutschland und Österreich. Auch vom Bildungswissenschaftler – und Standardisierungskritiker – Stefan Hopmann wurde die Forderung, die Matura abzuschaffen, als „Blödsinn“ abqualifiziert. Selbst wenn man sich sprachlich etwas gemäßigter ausdrücken möchte, muss man festhalten: Die Abschaffung der Matura ist jedenfalls eine bildungspolitische Themenverfehlung und zeugt von mangelndem Vertrauen in die Fähigkeiten junger Menschen. Schließlich steigt die Zahl der Maturant:innen seit Jahrzehnten kontinuierlich, und die Matura selbst wird von mehr als 90 Prozent aller Kandidat:innen bestanden.
Sinnvoller wäre es, nach dem Vorbild Estlands und Finnlands eine Bildungsstrategie zu entwickeln, die auf dem Prinzip des Vertrauens basiert und aus diesem klare Handlungsempfehlungen und Parameter ableitet. Dazu gehört eine Entlastung der Lehrer:innen durch mehr Stützpersonal ebenso, wie eine Reduktion des Verwaltungsaufwands und ein Prozess zur Autonomisierung der einzelnen Schulen. Estland hat gezeigt, wie das funktionieren kann.
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