Stefan Kolev erläuterte zu Beginn die Soziale Marktwirtschaft in 7,5 Thesen.
1. Märkte sind Orte der Bedürfnisbefriedigung.
Märkte sind aber auch Plattformen von Selbststeuerung. Die Fragen von materieller Befürfnisbefriedigung und freiheitlichem Zusammenleben in einer freiheitlichen Ordnung liegen sehr nahe beieinander.
2. Märkte brauchen Spielregeln.
Anders als bei Planwirtschaften geht es bei Märkten nicht nur um materielle Bedürfnisbefriedigung, sondern sie sollen auch zu einem selbstbestimmten, würdevollen Leben befähigen. Ob das gelingt, hängt ein ganzes Stück weit von den Spielregeln ab, die wir den Märkten gegeben haben.
3. Märkte sind an sich sozial.
Als Vernetzungsplattformen ermöglichen sie Austausch.
4. Soziale Marktwirtschaft ist kein Marketingtrick.
Es ist kein inhaltsleerer Begriff. Das Soziale ist eine Suche nach noch besseren Formen des Zusammenlebens.
5. Soziale Marktwirtschaft ist kein reines Wirtschaftskonzept, sondern ein Konzept für Wirtschaft und Gesellschaft.
Nach dem Krieg hätte materiell guter Start für die Bundesrepublik nicht gereicht. Ohne gesellschaftliche Kohäsion und Akzeptanz hätte die Republik bei späteren Wirtschaftskrisen Risse nehmen können.
6. Soziale Marktwirtschaft bedeutet die Suche nach Kompromissen.
In einer sehr polarisierten Gesellschaft ging es darum, einander nicht unversöhnlich gegenüberzustehen, sondern das Gemeinsame zu finden.
7. Soziale Marktwirtschaft ist kein deutscher Sonderweg.
Die Suche nach einer gut geordneten Marktwirtschaft gab es auch in den USA, in Italien, Frankreich und an anderen Orten in Europa. Auch die Rhetorik von Sozialer Marktwirtschaft ist nichts Deutsches.
7,5. Soziale Marktwirtschaft ist kein Dogma.
Jede Generation braucht ihren eigenen Neoliberalismus. Die Soziale Marktwirtschaft von 1949 passt nicht in die heutige Zeit, wir müssen gemeinsam unsere eigene Version finden.