Dieser Generationenunterschied deutet auch darauf hin, dass es nicht nur ein Ausbildungsproblem gibt. Anders wie in Finnland oder Estland, gibt es kein Aufnahmeverfahren zum Lehramtsstudium, das diesem Wort gerecht wird. So gibt es auch ein Weiterbildungsproblem. Das wurde in den ersten Monaten der Schulschließungen während der Covid-19-Pandemie deutlich: So waren gerade einmal 12.000 Anmeldungen zu Massive Open Online Courses zur digitalen Weiterbildung eine traurig niedrige Zahl, wenn man bedenkt, dass fast 130.000 Lehrer_innen in Österreich unterrichten. Hier schafften es die Verantwortlichen nicht, die Lehrer_innen mit einem entsprechenden Angebot abzuholen.
Generell ist anzumerken, dass es keine gesetzliche Verpflichtung zur Weiterbildung gibt, jedoch oft Stundenkontingente, die mit Weiterbildungskursen befüllt werden sollen, vorgeschrieben werden. Diese Stundenkontingente sind aber nicht zwangsläufig an ein Weiterbildungscurricula gebunden, weswegen von vielen Seiten eine Weiterbildungspflicht gefordert wird. In Finnland ist eine Weiterbildung ebenfalls nicht verpflichtend, jedoch wird den Pädagog_innen schon in der Ausbildung genug Selbstständigkeit zugeschrieben: Dadurch haben sie nicht nur weitgehende Freiheiten in der Gestaltung des Unterrichts, sondern nehmen sie auch Weiterbildungen, selbstverständlich bei einem guten Angebot, in Anspruch.
In den nächsten Jahren wird das Schulsystem eine Pensionswelle des Lehrpersonals erleben. Doch fehlt es durch ein schlechtes Image an genug Interessent_innen für diesen Beruf. Das droht zu einem massiven Lehrer_innenmangel führen. Deswegen braucht es eine Imagekur für den Lehrer_innenberuf. Es braucht eine stärker zielgerichtete Aus- und Weiterbildung und mehr Anreize zum Querein-, um- und ausstieg. Das Lehramtsstudium muss ein breiteres Angebot schaffen und darf nicht mehr der Anfang einer Einbahnstraße sein. Zu viel hängt von diesem Berufsstand ab. Der Lehrer_innenberuf muss zum wichtigsten Job Österreichs werden.
Um genau das zu erreichen, wird die Bildungsinitiative des NEOS Lab, "Talente blühen!", 2022 Lösungen für eine Aufwertung und Neuorientierung des Lehrer_innenberufs gemeinsam mit Expert_innen, Lehrer_innen, Direktor_innen uvm. erarbeiten. Schlussendlich will die Initiative der Politik zeigen, was alles möglich ist.