Brunner spricht in Interviews von der Notwendigkeit eines Sparbudgets. Er hat recht: Österreich braucht smarte Sparideen, weniger Staatsausgaben, die die Inflation hoch halten, dafür Zukunftsinvestitionen, die den Standort stärken und Wohlstand langfristig sichern. Da fallen natürlich Wissenschaft und Bildung hinein. Wie das Budget zukunftsorientierter werden kann, haben wir in unserer Studie zur Zukunftsquote erarbeitet. Doch die Realität sieht anders aus: Im ersten Halbjahr machte der Bund 6,4 Milliarden Euro Defizit, den Einnahmen in Rekordhöhe von 45,9 Milliarden Euro (Jänner bis Juni 2023) stehen 52,3 Milliarden Euro an Ausgaben gegenüber. Stabil ist das nicht. Vor kurzer Zeit waren solche Defizite selbst für das Gesamtjahr hoch.
Doch Brunner hat mit seinem Aufruf zu Stabilität keine Mehrheit in der Bundesregierung, geschweige denn der eigenen Partei: Denn der Bundeskanzler hat seinen Finanzminister längst zurückgepfiffen. Laut Nehammer wird es „kein Sparbudget geben“, denn „die Krisen sind noch nicht vorbei“, richtete er ihm im Sommerinterview mit der APA aus. Sparen brauche es nicht, sagt Nehammer, man habe die Erfahrung gemacht, „dass in die Krise hineininvestieren immer besser ist, um der Krise zu begegnen“. Hier wird nicht nur ein Konflikt in der Regierung, sondern auch eine Verkennung der Tatsachen offenbar. Wenn nun der Bundeskanzler der Republik behauptet, es habe sich bewährt, in die Krise hineinzuinvestieren, dann gilt das nur bedingt. In der Pandemie hat Österreich mit die höchsten Hilfen ausgezahlt und ist mit höheren Kaufkraftverlusten durch die Gesundheitskrise und die vielen Lockdowns geschlittert.