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Arbeitslosenversicherung statt kündigung

Juni 2021

Studie zum Download

Ein Policy Brief von Günther Oswald

Die Corona-Krise hat zu einer noch nie dagewesenen Arbeitsmarktkrise geführt. Während der Pandemie wurden die Mittel jedoch oft wenig treffsicher eingesetzt. Dieser Policy Brief zeigt einen Vorschlag auf, wie die Mittel der Arbeitslosenversicherung langfristig effizienter eingesetzt werden können.

Arbeitslosenversicherung: Wie Kündigungen reduziert werden könnten

Studienautor: Günther Oswald

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Die Studie im Überblick

Die Arbeitsmarktpolitik wird in den kommenden Jahren erhebliche Geldmittel benötigen, um die deutlich gestiegene Zahl der Langzeitarbeitslosen gut betreuen zu können. Die Arbeitslosenversicherung war schon in den vergangenen Jahren chronisch defizitär. Daher ist es nun noch wichtiger, Mittel effizient einzusetzen und Lösungen zu suchen, die helfen können, die Arbeitslosigkeit zu senken.

Auf der Ebene der Arbeitslosenversicherung wird bisher aber kaum eine Risikogewichtung vorgenommen, das Versicherungsprinzip ist nur schwach ausgeprägt. Jedes Unternehmen zahlt grundsätzlich den gleichen Prozentsatz, egal wie viel Schaden in Form von Arbeitslosigkeit verursacht wird. Finanziell gibt es für die Arbeitgeber kaum einen Anreiz, diese zu vermeiden.

Die Corona-Krise hat zu einer noch nie dagewesenen Arbeitsmarktkrise geführt: 2020 lag die Zahl der Arbeitslosen im Schnitt um gut 100.000 über dem Vorjahreswert, dazu kamen zeitweise bis zu eine Million Personen in Kurzarbeit. Unternehmen und Arbeitnehmer wurden unterschiedlich stark von dieser Krise getroffen: Manche Firmen haben stärker auf Personalabbau gesetzt, andere haben das Instrument der Kurzarbeit massiv in Anspruch genommen. Das schlechte Pandemie-Management Österreichs hat jedenfalls zu neuen Ungerechtigkeiten auf dem Arbeitsmarkt geführt. In diesem Policy-Brief werden Vorschläge aufgezeigt, wie die Krise für den Einstieg in ein gerechteres System der Arbeitslosenversicherung genutzt werden könnte. Im Fokus steht die Prävention, also die Vermeidung von Arbeitslosigkeit durch evidenzbasierte Anreizmechanismen.

In einem ersten Schritt sollen jene Betriebe entlastet werden, die in der Krise weniger Kosten für den Staat bzw. das AMS verursacht haben. In einem zweiten Schritt soll ein System geschaffen werden, das für mehr Transparenz und Kostenwahrheit in der Arbeitslosenversicherung sorgt. Konkret wird ein Prämienmodell vorgeschlagen, welches das bisherige Kündigungsverhalten der Unternehmen berücksichtigt (Experience Rating).

Zahlen & Fakten

433.000

Personen arbeitslos Ende April 2021 (Österreich)

236.000

Personen in Kurzarbeit Ende April 2021 (Österreich)

-2,6 Stunden

sank die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im 2. Quartal '20 (Österreich)

Was zu tun ist

Phase 1: Nachträglicher Korrekturmechanismus

Jene Unternehmen, die sich solidarisch mit ihren Mitarbeitern verhalten und möglichst wenig gekündigt sowie Kurzarbeit nicht überschießend in Anspruch genommen haben, sollen einen Bonus in der Arbeitslosenversicherung bekommen.

Phase 2: Experience Rating nach Vorbild der USA

Der zukünftige Arbeitslosenversicherungsbeitrag des einzelnen Unternehmens berechnet sich dabei nach dem Kündigungs- bzw. Freistellungsverhalten in der Vergangenheit. Betriebe, die weniger Kosten verursachen, werden mit einem Bonus belohnt. Es besteht also ein Anreiz, kurzfristigen Personalabbau zu vermeiden.

Raus aus der Kurzarbeit!

Parallel zu einer mittel- bis langfristigen Reform der Arbeitslosenversicherung, die vor allem mehr Kostenwahrheit zum Ziel hat, braucht es ein Zurückfahren der im internationalen Vergleich sehr großzügig ausgestalteten Kurzarbeit.