SORA (Janine Heinz, Günther Ogris) im Auftrag des NEOS Lab
Der "Freiheitsindex Österreich" zeigt, wie es um das Freiheitsgefühl der Bevölkerung steht. Die Schwerpunktbefragung zur Covid-Pandemie zeigt einen starken Vertrauensverlust in die "Anti-Corona-Maßnahmen". Gerade junge Menschen sehen ihre Freiheiten stark eingeschränkt und berichten von einer Verschlechterung ihres psychischen Wohlbefindens.
Die Studie im Überblick
2020 wurde der Freiheitsindex zum dritten Mal von SORA im Auftrag des NEOS Lab erhoben. Als vierminütige Zusatzbefragung zum Österreichischen Demokratie Monitor gibt der Freiheitsindex Auskunft darüber, wie frei sich die Menschen fühlen und welchen Stellenwert demokratische Grundfreiheiten einnehmen. Diese sogenannte "Freiheitsliebe" sowie das "Freiheitsgefühl" werden jeweils in einer eigenen Kennzahl ausgedrückt, deren Veränderungen im Jahresverlauf beobachtet werden können und auch als Warnsignale für die Freiheit in Österreich dienen.
Zusätzlich zu den beiden Kennzahlen "Freiheitsgefühl" und "Freiheitsliebe" behandelt der Freiheitsindex einen jährlichen wechselnden Schwerpunkt. Im Jahr von COVID-19 befasst sich dieser mit der Bereitschaft, Grundrechte in Krisenzeiten einzuschränken und widmet sich der Frage, welche Rolle demokratische Freiheiten im Spannungsfeld von Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus einnehmen.
Die Erhebung des Freiheitsindex 2020 fand im August und September statt – zu einem Zeitpunkt, an dem in Österreich die Corona-Maßnahmen weitgehend gelockert waren. Die Befragung über die Beurteilung der und das Vertrauen in die Corona-Maßnahmen fand demzufolge in einem Zeitraum statt, in dem das öffentliche Leben weitgehend uneingeschränkt stattfinden konnte. Da die Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie dynamisch verlaufen, wurde im Jänner und Februar 2021 eine Folgebefragung ("Follow-Up") mit einer kleineren Stichprobe durchgeführt: Um zu untersuchen, ob und wie sich die Einstellungen gegenüber den Maßnahmen im Zeitverlauf und im Rahmen eines sogenannten "harten" Lockdowns verändern.
Insgesamt wurden 2.188 Menschen befragt, die zwischen August und Mitte Oktober 2020 telefonisch (CATI) und online (CAWI) Auskunft gaben. Ein durchschnittliches Interview dauerte 19 Minuten, der Freiheitsindex selbst umfasst circa vier Minuten. Dazu wurde im Vorfeld in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber ein standardisiertes Messinstrument (Fragebogen) entwickelt.
Bei der Folgeerhebung Anfang 2021 (Jänner und Februar) wurde untersucht, ob sich die Einstellungen im Zeitverlauf und im Rahmen eines sogenannten "harten" Lockdowns verändert haben.
Zahlen & Fakten
6,9
Diesen Wert erreicht die Freiheitsliebe 2020 (auf einer Skala von 0-10)
54%
der Menschen sagen, dass die Demokratie in Österreich eher frei ist
64%
der Menschen meinen, das Leben sei von Unsicherheit und schnellem Wechsel geprägt
5 wichtige Ergebnisse
Das Freiheitsgefühl
Die Kennzahl des Freiheitsgefühls bleibt auf dem gleichen Niveau wie in den Jahren zuvor: 2020 erreicht sie auf der Skala von 0-10 einen Wert von 5,7.
Auch die Rolle sozioökonomischer Ungleichheit in Hinblick auf das Freiheitsgefühl bleibt unverändert: Menschen mit schlechter finanzieller Absicherung erzielen einen Indexwert von 4,1. Menschen aus dem obersten sozioökonomischen Drittel erreichen mit 6,6 einen deutlich höheren Wert.
Die Freiheitsliebe
Auch die Kennzahl der Freiheitsliebe bleibt im Jahresvergleich stabil: Sie erreicht 2020 den Wert 6,9.
Die sozioökonomische Ungleichheit nimmt auf die Kennzahl "Freiheitsliebe" keine Wirkung.
Das Krisenjahr 2020
Die Mehrheit der Menschen blickt negativ auf das Jahr 2020 zurück: 54% sind der Ansicht, dass sich Österreich in den letzten 12 Monaten eher negativ entwickelt hat. Nur ein Fünftel blickt positiv auf das vergangene Jahr zurück
Akzeptanz und Vertrauen sinken
Die "Follow-Up" Befragung Anfang 2021 zeigt, dass Vertrauen und Akzeptanz betreffend der wissenschaftlichen Basis der Corona-Maßnahmen sinken. 4 von 10 Menschen in Österreich haben den Überblick über die geltenden Maßnahmen verloren, bei den Unter-45-Jährigen ist es mehr als die Hälfte. Die Krisenkommunikation erreicht demzufolge vor allem ältere Menschen.
Keine Freiheit für die Jungen
Die jungen Menschen in Österreich sehen ihre Freiheit am stärksten durch die Corona-Pandemie eingeschränkt: 6 von 10 beklagen starke Freiheitseinschränkungen.
Freiheit in Pandemiezeiten "am PUNKT"
Die Pandemie trifft nicht alle gleich, wie der Freiheitsindex 2020 an vielen Stellen zeigt. Was die Politik jetzt zu tun hat, erläutert NEOS Lab Direktor Lukas Sustala in diesem Video.