Ein Policy Brief von Lukas Sustala
Stand: 17. Februar 2021 - In normalen Zeiten ist Österreich guter Durchschnitt, wenn die EU-Kommission ihre Wirtschaftsprognose präsentiert. Doch die Zeiten sind nicht normal und Österreich kein guter Durchschnitt: In diesem Policy Brief wird analysiert, wie Österreich im Vergleich zu 20 wohlhabenden Ländern durch das Jahr 2020 gekommen ist.
Die Studie im Überblick
Starker wirtschaftlicher Einbruch, viele Arbeitslose, hohe Kosten: In allen EU-Ländern hat die Pandemie die Wirtschaft stark getroffen. Zwar gibt es für das erste Jahr der Corona-Krise (2020) noch keine abschließenden Berechnungen, doch zeigen die jüngsten Zahlen der Wirtschaftsforschung: Österreich gehört nicht (mehr) zu den Top-Performern. Nur hierzulande, in Belgien und den südeuropäischen Ländern Portugal, Spanien und Italien wird die Wirtschaft auch 2021 noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie liegen. In diesem Policy Brief zieht Lukas Sustala Zwischenbilanz und zeigt, wie Österreich seine Kräfte in den nächsten Monaten bündeln und einteilen sollte.
Österreich ist sehr unterschiedlich durch die ersten beiden Phasen der Pandemie gekommen. Im Frühjahr 2020 wurde eine Ausbreitung zwar mit harten Einschränkungen verhindert. Doch dafür breitete sich SARS-Cov2 im Herbst und Winter vergleichsweise stark aus und es wurden sehr lange, sehr harte Maßnahmen zur Einschränkung der Sozialkontakte gesetzt. Im europäischen Vergleich verzeichnet Österreich eine durchschnittliche Übersterblichkeit, vergleichsweise viele dokumentierte Ansteckungen.
Einschränkungen der Freiheit waren im internationalen Vergleich laut Analysen der verfügbaren Daten jedenfalls weitreichend und anhaltend. Geschäftsschließungen und die Distanzlehre an den Schulen haben im internationalen Vergleich auch dazu geführt, dass die Mobilität stark eingeschränkt wurde.
Die Kollateralschäden der grassierenden Coronavirus-Pandemie und der verhängten Einschränkungen zur Eindämmung ihrer Ausbreitung sind in Österreich sehr groß. Eine besonders tiefe Wirtschaftskrise hat zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit, einem starken Einbruch des Bruttoinlandsprodukts und hohen Staatsdefiziten geführt. Lange Schulschließungen und eine schlechte digitale Ausstattung und Strategie haben zu Lerndefiziten geführt. Der Rückgang der sozialen Kontakte ist eine Belastung für die psychische Gesundheit.
Am 25. Februar 2020 wurden die ersten Corona-Fälle in Österreich registriert. Seit damals sind mehr als 440.000 Menschen positiv auf SARS-Cov-2 getestet worden, rund 8.000 Menschen sind laut der AGES mit oder an dem Virus verstorben. Die Politik hat mit weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf die Ausbreitung des Virus reagiert. Maßnahmen der sozialen Distanzierung haben das Leben in Österreich in den vergangenen Monaten (Stand: Februar 2021) stark geprägt – und zwar sowohl gesetzliche als auch private.
Dieser kurze Policy Brief ist ein Zwischenresümee: 12 Monate sind vergangen, seit die Pandemie offiziell in Österreich angekommen ist. SARS-Cov2 ist noch in Schach gehalten, die Impfrate noch sehr niedrig und nicht-pharmazeutische Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nach wie vor in Kraft. Aktuelle Vergleiche insbesondere über die Industrienationen hinweg zeigen, dass Österreich bisher nur sehr durchwachsen durch die Krise gekommen ist. In einem Vergleich des australischen Think Tanks Lowy Institute etwa rangiert Österreich auf Rang 42 von 98. (Vgl. Lowy Institute 2021.)
Zahlen & Fakten
25. Februar 2020
die ersten Corona-Fälle in Österreich werden registriert
440.000
Menschen positiv auf SARS-Cov-2 getestet (Stand: Februar 2021)
-7,4%
ist Österreichs Volkswirtschaft 2020 laut Prognose der EU-Kommission geschrumpft
warum österreich schlecht durch die pandemie kommt
Drei Gründe für die schlechte Performance Österreichs und was wir tun sollten, um eine höhere Effektivität in den Bereichen Test, Trace und Isolate zu erzielen, erklärt Lukas Sustala in diesem Video.
Was zu tun ist
Bessere Daten für bessere Maßnahmen
Eine bessere Datenlage ist für vieles die Grundlage. Es gibt viele Maßnahmen, die dazu beitragen, die Politik effektiver (weniger Infektionsgeschehen) und effizienter (weniger Kollateralschäden) zu gestalten.
Neustart der Kommunikation
Ein Neustart der Kommunikation sollte die stärkere Einbindung von Expertise und der Wissenschaft bedeuten - und das Vertrauen in Empfehlungen und Maßnahmen stärken.
Schluss mit teurer Lockdown-Politik
Andere Länder zeigen, wie effektiver umgegangen werden kann: Regionale Differenzierungen in den Schweizer Kantonen etwa hatten ein ähnliches epidemiologisches Ergebnis bei gleichzeitig deutlich weniger behördlicher Schließungen.
Gesundheitspolitik ist auch Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik ist aktuell stark davon abhängig, ob Menschen aufgrund der Sorge vor Ansteckung oder durch behördliche Schließungen am Einkaufen und von Dienstleistungen ferngehalten werden. Es braucht Zuversicht und Möglichkeiten, ehe staatliche Gelder auch in neuen Konsum und zukunftsgerichtete Investitionen fließen.
Perspektiven schaffen
Einige Branchen, Berufsprofile oder Traditionen werden noch lange nicht zur viel zitierten "Normalität" zurückkehren. Umso wichtiger ist es, neben Kurzarbeit auch neue Arbeitsplätze zu ermöglichen und Weiterbildungen zu forcieren.
in den medien
Lukas Sustala über die wenig treffsichere Lockdown-Politik in Österreich, die den wirtschaftlichen Einbruch vertiefte: Geschäfte waren lange geschlossen, Konsumenten wurden lange verunsichert.