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Auf der Suche nach den chefinnen

Silvia Nadjivan
Silvia Nadjivan

Jedes Jahr bietet der Weltfrauentag die Möglichkeit, bisherige feministische Errungenschaften wie das Frauenwahlrecht, Recht auf Bildung und bürgerliche Freiheiten zu feiern. Der 8. März erinnert aber auch daran, dass bei Geschlechtergleichheit in Beruf und Familie noch viel Luft nach oben besteht, hier vor allem beim Gehalt und – damit verbunden – bei Führungspositionen. Denn beides bleibt ausbaufähig. 

Statistisch betrachtet verdienen Frauen noch immer deutlich weniger als Männer, was mit deren beruflichen Positionen einhergeht. Schließlich sind auch deutlich weniger Frauen in Führungsetagen vertreten als Männer: Stichwort gläserne Decke. An die Einkommensunterschiede erinnert jedes Jahr der Equal Pay Day (EPD), der heuer in Österreich auf den 13. Februar fiel. Symbolisch gesehen markiert dieser Tag jenen Tag, bis zu dem Frauen – im Vergleich zu Männern – seit Jahresbeginn „gratis“ arbeiten. Verglichen mit dem Vorjahr ist das eine Verbesserung um nur einen Tag. Jenseits dieses symbolischen Tages ist es aber wichtig, sich genau anzusehen, wie es zu den statistisch erfassten Unterschieden kommt. Empirische Analysen legen immer wieder nahe, dass es gerade auch die Rolle der Mutterschaft ist, die in Österreich zu größeren Unterschieden bei den Einkommen beiträgt. Weil die Teilzeitquoten bei Frauen mit Kindern wesentlich höher sind als bei Frauen ohne Kindern kommt es auch zu einem „Career Gap“, der sich etwa am Anteil in der Führungsebenen bemisst. Hier sind Frauen deutlich unterrepräsentiert.

Österreich knapp über dem EU-27-Schnitt 

Mit einem Frauenanteil von 33,4 Prozent in Führungsriegen lag Österreich 2022 knapp unter dem EU-27-Schnitt mit 35,1 Prozent. Seit 2023 liegt Österreich mit 35,5 Prozent knapp über dem leider auf 34,8 Prozent gesunkenen EU-27-Schnitt. In Deutschland ist die Rate mit 28,7 Prozent sogar noch niedriger. Die Erwerbsquote von Männern und Frauen ist gemäß aktuellen Statistik-Austria-Daten zwar nahezu gleich hoch, 77,9 Prozent unter Männern und 70,3 Prozent unter Frauen. Jedoch arbeiten Frauen zu 50,6 Prozent in Teilzeit, Männer hingegen zu 13,4 Prozent. Und gerade Führungspositionen mit entsprechender Verantwortung und Bezahlung sind vorwiegend Vollzeitstellen und von Männern besetzt. Dabei liegt, wie oft durch wissenschaftliche Studien belegt wird, in der Diversität von Führung und Teams auch ein Erfolgsfaktor von Unternehmen. In der österreichischen Alltagspraxis ist diese Erkenntnis noch nicht ganz angekommen.

Bisherige Meilensteine in der EU

Sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich selbst gibt es zahlreiche Maßnahmen, um den Frauenanteil in Führungsebenen zu erhöhen. Vom Gender-Mainstreaming bis zur Verpflichtung staatsnaher Unternehmen in Österreich, den Frauenanteil in Aufsichtsräten zu erhöhen. Parallel dazu misst der Gender Equality Index die bisherigen Erfolge der Geschlechtergleichheit innerhalb der EU seit 2010. So hat sich der Anteil von Akademiker:innen deutlich erhöht: bei Frauen von 19 Prozent im Jahr 2010 auf 28 Prozent 2022, bei Männern von 20 Prozent im Jahr 2010 auf 26 Prozent im Jahr 2022. Vergleichsweise dazu verfügten 2021 in Österreich 21,9 Prozent der Frauen und 17,5 Prozent der Männer über einen tertiären Bildungsabschluss. Obwohl Frauen statistisch betrachtet höher gebildet sind, bleiben Führungspositionen vorwiegend eine Männerdomäne. Die Ursachen dafür liegen neben den Studienabschlüssen mitunter in tradierten Geschlechterbildern, unzureichenden Rahmenbedingungen und häufigen Mehrfachbelastungen für Frauen, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

Was zu tun bleibt

Noch immer sind es Frauen, die mehrheitlich unbezahlte Care-Arbeit leisten und für die Kinderbetreuung und Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger aufkommen. Europaweit lag 2022 dieser Anteil unter Frauen bei 34 Prozent, unter Männern bei 25 Prozent. Bezogen auf Österreich lassen sich ähnliche Tendenzen feststellen. So betrug die aktive Teilzeitquote unter Frauen mit Kindern 74 Prozent, wohingegen bei Männern mit Kindern lediglich 7,7 Prozent. Das kann als klarer Appell für die Attraktivierung von Vollzeitbeschäftigung und für mehr Kinderbetreuungsplätze verstanden werden, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. So müsste man/frau nicht zwangsweise zwischen Kind oder Karriere entscheiden. Zudem sollten Mädchen noch mehr darin bestärkt werden, nicht nur sozusagen typische (meist schlechter bezahlte) Frauenberufe zu ergreifen, sondern auch in typische Männerdomänen wie MINT-Fächer vorzudringen. Schließlich gilt es, veraltete Geschlechterrollen und -stereotype endlich abzulegen, und das Vorurteil zu kübeln, dass Frauen nicht durchsetzungsfähig seien. Die soziale Realität in Politik und Wirtschaft zeigt jeden Tag, dass vielschichtige Lebensrealitäten und Diversität in Team und Führung der Motor für Innovation, Erfolg und Resilienz sind. In diesem Sinn ein Hoch auf Frauen und Geschlechtergleichheit nicht nur am 8. März.

(Bild: jacoblund/iStock)

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