Für klassische Kerninfrastruktur wurde hingegen im Burgenland, Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich mehr als 50 Prozent der Zuschüsse ausgegeben. In dieser Kategorie wurden für die Analyse Investitionen zur Sanierung von Gemeindestraßen, moderne Straßenbeleuchtung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Gebäude sowie Ortskernattraktivierung zusammengefasst. Mit Stand Mai finden sich allein knapp 100 Sanierungen oder Errichtungen von Feuerwehrhäusern in der Datenbank des Finanzressorts.
Nachhaltige Investitionen im engeren Sinn spielten hingegen kaum eine Rolle. Für die Lab-Analyse wurden für diese Kategorie Projekte in den Bereichen öffentlicher Verkehr, Rad- und Fußwege, Ladestationen für E-Mobilität, erneuerbare Energieträger und Kreislaufwirtschaft zusammengefasst. Nur in der Bundeshauptstadt waren derartige Investitionen signifikant – hier flossen knapp 19 Prozent der Fördermittel in diese Bereiche. In allen anderen Bundesländern waren es lediglich fünf bis zehn Prozent der Mittel. Die Nachhaltigkeitsinvestitionen waren in mehreren Bundesländern sogar geringer als jene zur Sanierung oder Erhaltung von Freizeitanlagen (in der Datenbank finden sich allein 120 Investitionen in Sportanlagen).
Es zeigt sich also, dass der vermeintliche „Öko-Schwerpunkt“ der Gemeindemilliarde durchaus kritisch zu hinterfragen ist. Ziel des Gesetzes war und ist es nämlich, mindestens 20 Prozent der Mittel für ökologische Maßnahmen zu verwenden.
Das Finanzministerium verbucht aber nicht nur die Ausgaben für öffentliche Verkehrsmittel, Radwege, erneuerbare Energieerzeugung oder Elektromobilität als „ökologische Investitionen“, sondern pauschal auch jede Investition in Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungseinrichtungen oder auch moderne Straßenbeleuchtung.
Nun können solche Investitionen natürlich auch sinnvoll und wichtig sein, verzerren das Bild aber doch gehörig. Im Burgenland, in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg machen die Ausgaben für Wasser/Abwasser immerhin rund die Hälfte aller „ökologischen Investitionen“ aus. Das führt letztlich auch dazu, dass die 20-Prozent-Marke in allen Bundesländern überschritten wird, mitunter sogar deutlich.