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Talentboard: Wie innere Stärke äußeren Erfolg formt
Im Februar dieses Jahres startete unser „Talentboard – Kommunalliberales Special“. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Was Wien politisch bewegt, erscheint in anderen Bundesländern oft weit entfernt. Das hat oft aber gute Gründe. Denn die Hauptstadt ist wirtschaftlich, sozial und demografisch mit anderen Herausforderungen konfrontiert.
Ein Chartbook von Lukas Sustala, Clemens Ableidinger, Georg Lundström-Halbgebauer und Silvia Nadjivan.
Wien ist ja bekanntermaßen „anders“ – und das nicht nur in der Eigenwerbung, sondern durchaus auch statistisch messbar. Obwohl nur rund jeder fünfte Mensch Österreichs in Wien lebt, bündelt die Hauptstadt fast die Hälfte aller österreichischen Start-ups und internationalen Headquarters. Gleichzeitig leben hier überdurchschnittlich viele Akademiker:innen und Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Wien trägt somit einen großen Teil zur Innovationskraft bei, steht aber auch vor einzigartigen Herausforderungen – von hoher Bevölkerungsdichte auf geringer Fläche bis hin zur Integration von vielen Zugewanderten. All das macht Wien politisch und wirtschaftlich besonders.
Während Österreich insgesamt immer älter wird, entwickelt sich Wien in die entgegengesetzte Richtung. Das Durchschnittsalter der Wiener Bevölkerung sinkt seit einigen Jahren – aktuell liegt es wieder bei unter 40 Jahren. Das liegt vor allem aufgrund des starken Zuzugs junger Menschen aus anderen Regionen und aus dem Ausland.
Diese demografische Besonderheit bringt Dynamik und Chancen für die Hauptstadt mit sich, stellt aber auch politische Anforderungen: Wien braucht mehr und andere Bildungsangebote, und auch mehr Wohnraum. So spielt Wien etwa nicht nur bei den Universitäten, sondern auch bei der Kinderbetreuung im Bundesländer-Vergleich in einer anderen Liga.
Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist beim Bundesländervergleich in Wien mit Abstand am höchsten. Knapp die Hälfte der Wiener Bevölkerung, 50,3 Prozent (bzw. nach Wiener Statistik-Daten 45,4 Prozent), ist entweder selbst nicht in Österreich geboren oder hat Eltern, die nicht in Österreich geboren sind. Am zweithöchsten ist der Anteil dieser Personengruppe in Vorarlberg mit 29,1 Prozent, am niedrigsten im Burgenland mit 15,5 Prozent.
Auch in Sachen Klimaschutz hat Wien eine Sonderrolle: Nirgendwo sonst in Österreich sind die Treibhausgasemissionen pro Kopf so niedrig. Mit durchschnittlich nur 4 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Einwohner:in im Jahr 2022 liegt Wien klar unter dem österreichischen Durchschnitt. Zum Vergleich: In Oberösterreich entstehen pro Kopf fast viermal so viele Emissionen. Dieser Unterschied verdeutlicht nicht nur die Vorteile, die es mit sich bringt, in einem Ballungsraum mit vergleichsweise kurzen Wegen zu leben, sondern zeigt auch, wie groß die Herausforderungen für eine Anpassung zum Beispiel der Verkehrspolitik in den Bundesländern ist.
Doch der Klimawandel trifft die Stadt auch härter: Nirgendwo sonst in Österreich stieg die Temperatur im Vergleich zum Schnitt der vergangenen Jahrzehnte stärker. Der Temperaturanstieg liegt in Wien bereits bei über 2,1 Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittelwert. Dies bedeutet, dass extreme Hitzeperioden oder „städtische Hitzeinseln“ häufiger und intensiver auftreten werden. Für Wiens Politik heißt das: Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen sind keine Optionen, sondern Notwendigkeiten, um die Lebensqualität langfristig zu sichern. Wien ist bisher auch das einzige Bundesland, das ein Klimaschutzgesetz beschlossen hat.
Auch gewohnt wird in Wien anders: Nirgendwo in Österreich ist der Anteil von Mietwohnungen höher. Während Eigentumswohnungen und Hauseigentum in anderen Bundesländern dominieren, leben die meisten Wiener:innen zur Miete, und vergleichsweise oft in Gemeindewohnungen. Diese Besonderheit bedeutet politisch, dass kein anderes Bundesland von Änderungen beim Mietrecht ähnlich stark betroffen wäre.
Gleichzeitig liegt Wien bei den Wohnkosten im österreichischen Vergleich im Mittelfeld. Mit durchschnittlich knapp 650 Euro Monatsmiete inklusive Betriebskosten und rund 9,8 Euro pro Quadratmeter liegt Wien statistisch hinter Salzburg, Tirol und Vorarlberg, aber deutlich vor den meisten anderen Bundesländern. Von diesem Durchschnittswert haben gerade frisch Zugezogene oder Menschen, die eine neue Bleibe suchen, allerdings wenig: Denn wer neu mietet, zahlt im Schnitt deutlich mehr.
Wiens Wirtschaft lebt vom Dienstleistungssektor – stärker als in jedem anderen Bundesland. So kommen etwa rund 47 Prozent der österreichweiten Start-ups aus Wien. Ganze 86 Prozent der Wertschöpfung kommen aus dem tertiären Sektor, Industrie und Landwirtschaft spielen dagegen eine deutlich kleinere Rolle (auch wenn Wien bei der Produktion einiger Gemüsesorten führt, etwa Melanzani, Gurken und Tomaten). Diese wirtschaftliche Besonderheit bedeutet, dass Wiens politische Entscheidungen besonders auf moderne Dienstleistungen, Digitalisierung und innovative Geschäftsmodelle ausgerichtet sein müssen.
Auch bei der wirtschaftlichen Leistung insgesamt nimmt Wien eine überdurchschnittliche Position ein: Mehr als ein Viertel der gesamten österreichischen Wertschöpfung entsteht in der Bundeshauptstadt. Pro Kopf gerechnet ist Wien nach Salzburg auf Rang 2.
Die untypische Zusammensetzung der Wirtschaftsbereiche hat auch an anderen Stellen Folgen: So ist in Wien der Gender-Pay-Gap, also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, mit Abstand am geringsten in ganz Österreich.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in der „Dienstleistungsstadt“ Wien oft auch andere Jobprofile gibt.
(Bild: Maria_Andeevna/iStock)
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