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Kleinkindbetreuung zwischen Anspruch und Realität

Clemens Ableidinger
Clemens Ableidinger

In den letzten 5 Jahren ist die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen in allen Bundesländern gestiegen, doch bis zum Erreichen der Barcelona-Ziele ist es noch ein weiter Weg.

Wirft man einen Blick auf die Betreuungsquoten der letzten Jahre, so lässt sich durchaus Positives vermerken. So ist in allen Bundesländern, auch in den Schlusslichtern Steiermark und Oberösterreich, die Betreuungsquote der 0- bis 2-Jährigen gestiegen, und zwar meist um etwa einen Prozentpunkt pro Jahr. Insofern ist die gute Nachricht des Tages, frei nach Galileo Galilei: Er – der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze – bewegt sich doch!

Lag der österreichische Durchschnitt im Jahr 2018 noch bei 26,5 Prozent, so lag er letztes Jahr schon bei 32,8 Prozent. Trotzdem gibt es weiterhin drei Bundesländer – Steiermark, Oberösterreich und Salzburg – in welchen die Betreuungsquote nicht einmal 30 Prozent ausmacht. Von den vielen Zielen, die es in Sachen Kinderbildung und Vereinbarkeit gibt, ist man damit zum Teil kilometerweit entfernt.

Von Wien nach Barcelona

Und das gilt für die selbstdefinierten Ziele genauso wie für die europäischen Ziele. Im „Zukunftsfonds“ – § 23 des Finanzausgleichsgesetzes 2024 – der den Bundesländern jährliche Mittel für den Ausbau der Elementarpädagogik zur Verfügung stellt, steht wörtlich: „Jedes Land hat am Ende der Finanzausgleichsperiode eine Betreuungsquote unter Berücksichtigung der Betreuung durch Tageseltern bei den unter Dreijährigen von 38 Prozent zu erreichen.“ Diese Finanzausgleichsperiode endet am 31.12.2028, d.h. innerhalb der nächsten vier Jahre müssten die Schlusslichter in Sachen Kinderbetreuung ihre Betreuungsquote um mehr als 10 Prozentpunkte erhöhen. Wenn – wie bisher – gar nicht alle Mittel des Zukunftsfonds ausgeschöpft werden, wird das nicht gelingen.

Und dabei ist das im Zukunftsfonds definierte Betreuungsziel von 38 Prozent noch vergleichsweise moderat. Die aktualisierten Barcelona-Ziele der Europäischen Union belaufen sich mittlerweile bereits auf 45 Prozent. Das ist ein Wert, den innerhalb Österreichs derzeit nur Wien (knapp) erfüllt.

Qualität und Quantität

Die Herausforderungen sind zweifellos groß, denn ein Ausbau der Kinderbetreuungsangebote bedeutet nicht nur die Reservierung eines Budgets, sondern geht mit der Schaffung von Infrastruktur und der Beschäftigung von Personal einher. Laut Statistik Austria sind derzeit 71.174 Personen in elementarpädagogischen Einrichtungen beschäftigt, davon sind 40.202 Pädagoginnen und Pädagogen und 38.931 Stützkräfte. Besonders die personellen Ressourcen werden ein großer Hemmschuh beim Ausbau einer qualitätsvollen Kinderbetreuung sein, denn Kinderkrippen sollen keine Aufbewahrungsstätten, sondern die ersten Bildungseinrichtungen sein. Das gelingt nur mit gut ausgebildetem, empathischem Personal, doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Hier gäbe es drei mögliche Ansatzpunkte:

  • Eine Harmonisierung und wechselseitige Anerkennung elementarpädagogischer Ausbildungen, auch bei den Stützkräften, denn diese ist immer noch Ländersache
  • Anreize für Bafep-Absolvent:innen, um nach Abschluss tatsächlich mehrere Jahre im Beruf zu bleiben
  • Umstiegsmöglichkeiten zwischen den verschiedenen pädagogischen Berufsfeldern, um den Wechsel zwischen Kindergarten-Schule und umgekehrt zu vereinfachen

(Bild: iStock)

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