Zum Inhalt springen
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.

Warum Österreich beim Vermögensaufbau hinterherhinkt

Lukas Sustala
Lukas Sustala

Neue Daten der EZB ermöglichen erstmals detaillierte Analysen zur Vermögensverteilung sowie zur Vorsorgementalität. Die Vermögenskonzentration ist in Österreich nicht deshalb hoch, weil das oberste Zehntel so hohe Vermögen hat, sondern weil die unteren und mittleren Dezile unterdurchschnittlich in Immobilien und Finanzprodukte investieren.

Neue Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) ermöglichen detaillierte Analysen zur Vermögensverteilung und Vorsorgementalität in Österreich. Das NEOS Lab hat diese Daten bis inkl. Q4 2023 analysiert, um die Frage zu beantworten, woher denn die oft beklagte ungleiche Vermögensverteilung kommt, und wo die Unterschiede im Investitionsverhalten zu anderen Euro-Ländern besonders groß ist.

Geringe Vermögen durch niedrige Wohneigentumsquote

Die geringe Vermögensbildung der unteren 50 Prozent der österreichischen Haushalte lässt sich weitgehend durch die niedrige Wohneigentumsquote erklären. Im Vergleich dazu besitzt die untere Hälfte der Haushalte in Ländern wie Belgien oder den Niederlanden bereits 5.000 bis 15.000 Euro mehr in Aktien, Investmentfonds oder Lebensversicherungen.

Investitionsverhalten der mittleren Dezile

Auch in den mittleren Dezilen (6 bis 8) zeigt sich ein ähnliches Bild. Haushalte in Deutschland und Frankreich besitzen 10.000 bis 40.000 Euro mehr an Wertpapieren und sonstigen Finanzanlagen als ihre österreichischen Pendants. Im 9. Dezil liegt Österreich um gut 35.000 Euro unter dem Eurozonen-Schnitt. Die konservative Anlagementalität in Österreich führt dazu, dass viele Haushalte auf zehntausende Euro an potenziellem Vermögensaufbau verzichten.

Hohe Einkommen, geringe Investitionen

Obwohl die Haushaltseinkommen in Österreich in allen Dezilen sehr gut sind, wird hierzulande weniger in die eigene Zukunft investiert. Dies betrifft sowohl betriebliche als auch private Altersvorsorgeprodukte. Eine Stärkung dieser Vorsorgeformen könnte wesentlich zur Vermögensbildung beitragen. Vorschläge beinhalten ein flächendeckendes Betriebspensionssystem, die Befreiung langfristiger Kapitalanlagen von der Kapitalertragsteuer (KESt) sowie einen Freibetrag auf die Grunderwerbsteuer in Höhe von 400.000 Euro beim Kauf der ersten Wohnimmobilie.

Was es braucht

„Die Regierung nimmt in Österreich den hart arbeitenden Menschen mit rekordhohen Steuern die Möglichkeit auf Vermögensaufbau“, kritisiert NEOS-Wirtschaftssprecher und NEOS-Lab-Vorstand Gerald Loacker in der APA. Eine Forderung ist daher klar: Die Senkung der Steuer- und Abgabenquote auf 40 Prozent, damit sich die Menschen von ihrer Arbeit wieder mehr aus eigener Kraft aufbauen können. Dass das gelingen kann, halten ja laut Freiheitsindex rund zwei Drittel für unmöglich.

Dass österreichische Haushalte in der Mitte bis zu 40.000 Euro weniger an Aktien, Investmentfonds oder Lebensversicherungen als vergleichbare Haushalte in Deutschland oder Frankreich haben, rückt aber auch die zweite und dritte Säule der Vorsorge ins Zentrum. Hier braucht es bessere steuerbegünstigte Vehikel für den Vermögensaufbau. 

Auch im Immobilienbereich besteht Nachholbedarf. Das Immobilienvermögen der unteren Hälfte der österreichischen Haushalte ist nur in zwei Ländern der Eurozone noch niedriger als in Österreich. Zudem hat Österreich nach Deutschland die geringste Wohneigentümerquote in ganz Europa. Um den Erwerb von Wohneigentum zu fördern, hat das NEOS Lab bereits 2022 eine Studie gemacht: Eine Steuerreform für leistbare Immobilien.

Fazit

Die neuen Daten der EZB zeigen deutlich, dass Österreich bei der Vermögensbildung hinterherhinkt. Eine Anpassung der Steuerpolitik und eine Stärkung der betrieblichen sowie privaten Altersvorsorge könnten helfen, diesen Rückstand aufzuholen und den breiten Mittelstand beim Vermögensaufbau zu unterstützen.

Vielleicht interessieren dich auch diese Artikel

pexels-andrea-piacquadio-3791136-7680x4318
28.04.2023Lukas Sustala2 Minuten

Hohe Steuern auf Arbeit: Immer noch schön dumm

Leistung soll sich wieder lohnen, wird seit Jahren in Regierungsinseraten versprochen. Der aktuelle Vergleich der OECD zur Belastung des Faktors Arbeit in den Industriestaaten zeigt jedoch: Ohne die Einmalzahlungen in der Energiekrise hätte sich in Österreich nichts getan. Bild: Andrea Piacquadio, pexels.com

Mehr dazu
Trauriges Sparschwein vor immer kleineren Münzstapeln
31.10.2023Lukas Sustala3 Minuten

Stopp dem Vermögensverlust

Zum Weltspartag zeigt sich: Der Finanzminister schneidet auch dann mit, wenn die Kaufkraft des Ersparten dahinschmilzt. Und die Regierung bleibt säumig, die Behaltefrist wieder einzuführen, um die Altersvorsorge zu stärken. 

Mehr dazu

Melde dich für unseren Newsletter an!